GIPFELRUF
Folge 8: Ralph Grüneberger

Ralph Grüneberger (*1951)

  • Lyriker aus Leipzig
  • Nach dem Abschluss einer Fräserlehre und verschiedenen kaufmännischen Tätigkeiten studierte Ralph Grüneberger am Literaturinstitut »Johannes R. Becher« in Leipzig. Er nahm an zahlreichen Poesie-festivals (Korfu, Paris, Struga) teil.Seit 1978 publiziert Ralph Grüneberger Liedertexte, Lyrik, Prosa, Essays, Monographien, Literaturkritik, Hörbücher und Texte für Kinder. In mehr als 25 Jahren initiierte und organisierte er mehrere literarische Veranstaltungsreihen. Grüneberger veröffent-licht in Literaturzeit-schriften, im Rundfunk und in Anthologien. Darüber hinaus ist er Mitherausgeber von Gedichtsammlungen und Kurator der Ausstellung »gegen den strom. Schriftsteller und der Prager Frühling in Leipzig«. Viele seiner Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt.Ralph Grüneberger ist seit dem Jahr 2000 Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Seit 1996 wirkt er als Erster Vorsitzender der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik. In dieser Funktion ist er seit 2007 auch Herausgeber der Lyrikanthologie »Poesiealbum neu«.

Der Lyriker Ralph Grüneberger organisiert die »Tage der Poesie« in Sachsen, die vom 14. bis 16. Juni 2012 stattfinden und in deren Rahmen auch DAS GEDICHT-Herausgeber Anton G. Leitner unter dem Titel »Ois is easy – Dichter aus Bayern im Schloss« lesen wird.

Als Teilnehmer beim »Internationalen Gipfeltreffen der Poesie« am 23.10.2012 in München stellt Ralph Grüneberger sich den Fragen unseres dasgedichtblog-Fragebogens.

Ralph Grüneberger. Foto: Bert Hähne

Lyriker-Steckbrief

Name / Vorname: Grüneberger, Ralph

Geburtsdatum: 16.02.1951

Geburtsort: Leipzig

Augenfarbe: braun

Größe: 1,85 m

Wohnort (mit Bundesland): Leipzig (Sachsen)

Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Bunte Pleite. Nachrichten aus der Provinz (Edition Ornament im quartus-Verlag, Bucha bei Jena, 2011);
Ich habe die Schönheit gesehen. Liebesgedichte in 4 Sprachen (Edition kunst & dichtung, Leipzig, 2011)

23 Fragen an den Lyriker Ralph Grüneberger
und ein Satz zum Ergänzen

1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?

Ich glaube, es war »Hoppe-Hoppe-Reiter«, das ich nicht oft genug hören konnte.

2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?

Den Reim »Reiter / schreit er« finde ich noch immer genial.

3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?

Ich habe eigentlich alles, was ich vor 1978 geschrieben habe, irgendwann vernichtet und daran keine Erinnerung mehr. Das erste nennenswerte Gedicht von mir ist »Geboren in die Zeit«, das man unter lyrikwelt.de auch im Netz finden kann.

4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?

Da bin ich mir etwas unsicher, wahrscheinlich Anfang/Mitte der 1970er in einer Broschüre des Zentralhauses für Kulturarbeit der DDR. Sie hieß »ich schreibe«. Der großartige, gleichermaßen in der DDR als »schreibender Arbeiter« geltende Wolfgang Hilbig hatte ebenda seine erste Veröffentlichung, heute ein Heft mit Seltenheitswert.

5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?

Nachdem 1984 mein Vor-Debüt, das »Poesiealbum 198«, erschienen war (übrigens in einer Auflage von 8.000 Exemplaren, woran der Verlag nicht gescheitert ist, denn die Hefte haben sich alle verkauft, freilich zum Ladenpreis von 90 Pfennigen), durfte ich zum ersten Mal ›raus‹. Ich war mit 33 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer eines Internationalen Poesiefestivals auf der Insel Korfu, bei dem ich Breyten Breytenbach, Sédar Senghor und Rafael Alberti begegnet bin. Das war für mich prägend.

6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?

Es gibt für mich nichts Schöneres, als an einem Gedicht zu arbeiten, Verse zu finden und zu erfinden, Klang und Sinn zu verbinden. Es ist immer wieder ein Geschenk an sich selbst. Man kann sich nicht auf Vorhandenes stützen. Nach jedem gelungenen Gedicht bin ich ein Stück reicher, auch wenn es danach lange in der Lade liegt.

7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?

Das, was ich eben übers Schreiben gesagt habe, gilt für mich auch für das Lesen. Es ist ein Geschenk, ein gutes Gedicht zu lesen. Vielleicht habe ich deshalb 1999 mit dem Herausgeben von Lyrik begonnen, um dieses Vergnügen mit anderen zu teilen.

8. Ihr Lieblingsschriftsteller?

Nach wie vor Bertolt Brecht.

9. Ihr Lieblingskünstler?

Cézanne.

10. Ihr Lieblingsmusiker?

Van Morrison.

11. Ihr Lieblingsfilm?

»Grüne Tomaten«.

12. Ihre Lieblingsfarbe?

Das passt ja: grün.

13. Ihr Lieblingswort?

Hab ich das? Wenn ja, dann wohl »Himmel«. Denn als ich mich einmal auf eine Lesung in einem Planetarium vorbereitet habe, las ich eine Reihe meiner Gedichte, in denen das Wort »Himmel« vorkommt, und es sind etliche, wie ich einigermaßen überrascht feststellen musste.

14. Ihr Lieblingsvers?

Ich habe eher einen Lieblingsvorsatz fürs Schreiben. Der Dichter und Poesie-Professor Georg Maurer sagte es in etwa so: »Nicht Gefühle über Dinge sagen, sondern die Dinge so sagen, dass sie gefühlt werden können.« Seinen Rat versuche ich zu beherzigen.

15. Ihr Lieblingsgedicht?

»Radwechsel« von B. B.

16. Ihr größter Fehler?

Ideen nicht nur auszusprechen, sondern auch wirklich umsetzen zu wollen.

17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?

Vielleicht dass ich etwas für andere tue.

18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?

Therese Giese hätte ich gern meine Rollengedichte von der »Hanne Luhs« oder »Erika Brettschneider. Selbstbericht« sprechen hören.

19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?

Zum Glück bin ich kein Saunagänger.

20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?

Dass ich als Literaturkritiker ggf. die Schwächen eines jeweiligen Textes und nicht die seines Verfassers aufzeige.

21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?

Mein Auftritt in Mazedonien vor mehreren Tausend Menschen in Struga bei einem der »Abende der Poesie«.

22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Eine dreibändige Werkausgabe in einem Publikumsverlag, eine, die von Anzeigen begleitet wird, so dass die überregionalen Zeitungen, die auf das Werbebudget des Publikumsverlages abzielen, in ihrem Feuilleton plötzlich meine Bücher entdecken müssten.

23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?

Dass die Missgunst unter Lyrikern so um sich greift und sich etliche der erfolgreichen so unsolidarisch zeigen, wobei wir doch Erfinder von Wortfluggeräten sind, um einander weiterzutragen.

Und zum Abschluss eine Satzergänzung:

Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich…
…Dirigent werden wollen.

Ralph Grüneberger
Bunte Pleite. Nachrichten aus der Provinz. Gedichte

quartus-Verlag, Bucha, 2011
72 Seiten
ISBN 978-3-936455-89-2
Euro 14,90 [D]

 




Das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Literaturhaus München. Die Veranstaltung wird vom BR für sein Fernsehprogramm BR-alpha aufgezeichnet (geplante Erstsendung: Samstag, 12. Januar 2013, 22.30 Uhr, Reihe »Denkzeit«, BR-alpha). Hugendubel.de unterstützt das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« als Förderpartner.

 

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