Rückblick: »Weltpost ins Nichtall«-Präsentation im Caveau München am 20.11.2015

Bemerkungen eines Beteiligten – von Jan-Eike Hornauer

Regen, Dunkelheit, Kälte, Windböen – gemütlich ist anders. Und passender hätten die im Wortsinne äußeren Rahmenumstände doch kaum sein können: Schließlich wurde mit »Weltpost ins Nichtall« eine Widmungsanthologie zum 100. Todestag des großen Expressionisten August Stramm vorgestellt. Und jener hat ja neben der Liebe Krieg und Tod als Hauptthemen. Er ist bekannt gerade auch für sprachliche Explosivkraft, für Untergang und Vereinzelung. Der Weg zum Caveau, den Ausstellungsräumen von Ko Rüchardt, sorgte bei Publikum und Auftretenden bereits für die atmosphärisch passende Stimmung. Und hielt erfreulicherweise die Interessierten nicht ab. Gut gefüllt war das Rüchardtsche Atelier, als Jürgen Bulla, der die »Weltpost ins Nichtall«-Präsentation im Rahmen seiner Reihe »Lyrik im Caveau« initiiert hatte, den Lyrikabend eröffnete.

Hintergrundinformationen zur Stramm-Widmungsanthologie, die von Hiltrud Herbst und Anton G. Leitner im Daedalus-Verlag herausgegeben wurde, boten Anton G. Leitner und Gabriele Trinckler, indem sie in verteilten Rollen das Herausgebergespräch vortrugen, das im Buch enthalten ist – wobei Trinckler hier Herbst sprach und Leitner sich selbst. Danach ging’s an die Hauptsache, nämlich die Gedichte. Jeder der fünf lesenden Poeten – in der Reihenfolge ihres Auftritts: Jürgen Bulla, Gabriele Trinckler, Jan-Eike Hornauer, Richard Dove, Anton G. Leitner – brachte sowohl eigene Texte aus »Weltpost ins Nichtall« als auch von ihm ausgewählte Fremdverse aus der umfangreichen Sammlung, also solche, die von August Stramm selbst stammen, und solche, die lebende Dichterkollegen für diese Widmungsanthologie verfasst hatten.

Sicherlich, das liegt ja schon in der Natur der Sache, ein anspruchsvoller Lyrikabend. Und ein sehr gelungener, wie die Reaktionen des Publikums während und nach der Veranstaltung zeigten. Und dass noch lange nach Lesungsschluss viele der Gäste und Auftretenden bei angeregten Gesprächen im Caveau beisammenstanden, das kann nicht auf das Wetter geschoben werden: Es hatte sich deutlich gebessert, der Regen war vorbei. Nein, es zeigt einfach, wie inspirierend dieser Abend war.

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