Religion und Lyrik – Folge 48: »Das vehikel«

Die begleitende Netz-Anthologie zu DAS GEDICHT 25,
zusammengestellt und ediert von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver

 

Róža Domašcyna

Das vehikel

gern wär ich die frau aus dem gemälde
von Paolo Uccello die das ungeheuer
entlang der grotte führt am faden
aus dem eigenen innern dir entgegen
der du auf dem pferd nahst mit der lanze
das tier erledigst ein heiliger

neuerdings streifen geccos
ihre haut aus den krallen der angreifer
dass denen nur schuppen bleiben
und fledermäuse kollidieren
nicht mehr mit windrädern
denn Dorothy Worm ergänzt aus dem orkus
die koordinaten der rechengeräte unentwegt

bist du mit deiner lanze wo und ich schleppe
meine einzahl durch die straßen von Siam
was hindert uns daran das untier zu töten –

das ross kann nichts dafür
dass du von oben herab nahst
dich heilig dünkst
und ich mache mir den drachen zurecht
aus vorsicht
 

© Róža Domašcyna, geboren 1951, lebt in Bautzen.
 

»Religion & Lyrik« im Archiv

DAS GEDICHT 25: Religion im Gedicht

Den Kernbestand neuer zeitgenössischer Lyrik rund um den Glauben versammelt
»DAS GEDICHT 25: Religion im Gedicht«,
herausgegeben von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver

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