In »Gedichte mit Tradition« wird alte Lyrik neu gedacht – Start der Online-Anthologie

Eine Ankündigung des Herausgebers Jan-Eike Hornauer

»Gedichte mit Tradition« – unter diesem Titel erscheint ab Freitag, 14. August 2015, eine neue Online-Anthologie unter meiner Herausgeberschaft hier auf DAS GEDICHT blog. Einmal wöchentlich, immer am Freitag, wird von nun an und auf unbestimmte Zeit ein frisches Blatt am Stammbaum der Poesie sichtbar. Geschaffen werden all die neuen Blätter von namhaften sowie auch noch eher unbekannten Lyrikern, die sich dichterisch mit bedeutenden Poeten und Poemen auseinandersetzen, die die Lyrikgeschichte nutzen, um aus ihr Neues zu gestalten.

Wesentlich dabei ist: Der Bezug zwischen Vor- und Nachbild muss klar erkennbar und stark ausgeprägt sein. Nur dann wird das neue Werk als »Gedicht mit Tradition« angesehen. »Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« lautet entsprechend auch der Untertitel der neuen Sammlung. Denn selbstredend entstehen Gedichte grundsätzlich, wie Kunstwerke allgemein und letztlich alle Dinge, aus einem Kontext und mithin zumindest einer Art Tradition heraus. Doch vage Bezüge und lediglich vermutbare Inspirationsquellen reichen für die Aufnahme in diese Sammlung nicht aus.

Gedichte mit Tradition

Sämtliche Arten der Auseinandersetzung gewollt

Wie dabei aus Altem Neues gemacht wird, ist den Dichtern völlig freigestellt. Es sind sämtliche Arten der Auseinandersetzung mit den Poesiestammbaumgedichten zugelassen und gewollt. Das bestehende Gedicht, das als Vorbild dient, kann also inhaltlich in die Neuzeit übertragen resp. in sie hinein fortgeschrieben werden, unter Beibehaltung der originalen Intention, Tonalität und formalen Kriterien. Es kann auch formal modern daherkommen, aber mit dem alten Betrachtungsgegenstand zum Inhalt und mit beibehaltener Perspektive. Oder den Blickwinkel völlig verändern und den Betrachtungsgegenstand variieren. Es kann das Original parodistisch verarbeiten. Es kann Hommage sein, Kommentar (vernichtend oder bejubelnd), Interpretation und vieles mehr. Es muss sich eben nur fundiert sowie auch lyrisch gekonnt mit seinem Vorbild auseinandersetzen, ein solches Vorbild als unbestreitbaren zentralen Referenzpunkt besitzen.

Als Vorbild taugen alle Gedichte, die sich längst im Lyrikkanon üblicherweise auffinden lassen, aber auch neuere sowie nicht in jeder Klassikersammlung enthaltene Stücke, die jedoch literaturgeschichtlich und / oder für den jeweiligen Dichter nachvollziehbarerweise von Belang sind.

Original im Klappkasten als Zugabe

Da zum vollständigen Genuss der »Gedichte mit Tradition« manch ein Leser das Vorbild gewiss gleich an Ort und Stelle auffinden möchte und – wenngleich die Nachbilder oft auch für sich alleine stehen können – es freilich vorkommt, dass für das grundlegende Verständnis des Nachbilds die Kenntnis des Vorbilds unabdingbar ist (zum Beispiel bei einem lyrischen Kommentar), wird nach Möglichkeit zu dem neuen Text auch der Vorbildtext gebracht, und zwar in einem Klappkasten. In einem Klappkasten und nicht sofort voll sichtbar, weil das Neue, soweit dies eben geschehen kann, erst einmal für sich wirken soll. Und »nach Möglichkeit« aus rechtlichen Gründen: Aus ihnen heraus kann nicht zwingend jedes Mal das Original mit zur Verfügung gestellt werden. Sollte es also einmal fehlen, so liegt hier kein Versehen vor, sondern eine Notwendigkeit.

Pflege von Stammbaum und neuen Trieben

Die unmittelbare lyrische Auseinandersetzung mit Gedichten hat eine große Tradition. Sie ein Stückchen weiter voranzubringen und damit zugleich den Stammbaum der Lyrik und die neuen Triebe zu pflegen, dies ist das Ziel der neuen Online-Sammlung, dieser Open-End-Anthologie erstveröffentlichter Traditionspoeme. Die vielleicht ja auch wiederum selbst (zunächst) unbeteiligte Dichter zu Neuem inspiriert – und vor allem für Sie, liebe Leser, stets Überraschendes, Bereicherndes, Anregendes bieten soll.

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