»Baradiesischi Zeide. Gedichte« von Manfred Kern

rezensiert von Klaus Gasseleder

Manfred Kern ist ein Meister des mundartlichen Langgedichts in Franken. In seinen bis zu zehn Seiten langen Gedichten erzählt er meist wenig, aber lässt eine vor sich hin monologisierende authentische Person im Kopf der Leser entstehen.

Überwiegend sind es vereinsamte Männer, zuweilen auch Frauen mit dörflicher Herkunft, deren Verzweiflung Kerns Sprache Ausdruck verlieht. Die Länge der Monologe, die ständigen Wiederholungen verleihen den Gedichten nicht nur eine deutliche rhythmische Struktur, sie sind auch ein Abbild der Leere in Innern der Personen, Ausdruck ihres verfehlten Lebens. Die Verwendung der Mundart verschafft den Personen nicht nur Authentizität, sondern ist letztendlich in ihrer semantischen Beschränktheit und Formelhaftigkeit zugleich Ausdruck einer Sprachlosigkeit. Weit dichter als die intellektuellen kurzen O-Ton-Gedichte der 70er Jahre werden in Manfred Kerns Versen die Beschränktheit des Denkens, der Selbstreflexion und der dabei zur Verfügung stehenden Sprache parallel geführt.

Daneben finden sich in »Baradiesischi Zeide« einige für Nicht-Franken recht unkonventionell klingende, deshalb aber nicht weniger beeindruckende lyrisch strukturierte Liebeserklärungen, doch überwiegen lyrische Texte, die Trennung, Verzweiflung und Ratlosigkeit der Verlassenen zum Inhalt haben .

Manfred Kern ist in einem gar nicht mehr so jungen Alter eine Bereicherung der schon vom Aussterben bedrohten ostfränkischen Mundartliteratur. Es gelingt ihm, ihr eine neue Qualität zu verleihen.
 

Manfred Kern: Baradiesischi ZeideManfred Kern
Baradiesischi Zeide

Gedichte
Mit einem Vorwort von Helmut Haberkamm
ars vivendi, Cadolzburg 2016
Hardcover, 128 S.
€ 14,90 (D)

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