Als Jahresabschluss- und Silvestergedicht für die Reihe »Gedichte mit Tradition« ward »Ode an die Freunde« von Holger Paetz – von der handwerklich und wortspielerisch tollen Qualität und davon, dass das Twitter-Gedicht sich im längenmäßigen Twitter-Rahmen (Max. von 140 Zeichen) hält, also Inhalt und Form wunderbar harmonieren, einmal abgesehen – aus zweierlei Gründen ausgewählt:
Zum einen wurde – ein besonderer »Dank« ergeht hier an den Alten mit der eindrucksvollen Frisur, den unerhört flachen Gedanken und dem kindlich impulsiven Ausdruckswillen in den USA – das ausklingende Jahr 2017 bedeutend durch erstaunliche und zuweilen auch schon für das oberflächlichste Verständnis Rätsel aufgebende Twitter-Nachrichten mitgeprägt (was etwa der Orangefarbene im Weißen Haus mit »covfefe« ausdrücken wollte, ist bis dato ungeklärt).
Zum anderen ist das Vorlagenpoem, »An die Freude« von Friedrich Schiller, stark mit Silvester verknüpft, kommt es da doch besonders häufig zu Gehör, und zwar als »Ode an die Freude«, also in der von Ludwig van Beethoven erstellten fulminanten und weltbekannten vertonten Fassung (9. Sinfonie, 4. Satz). Nachfolgend, zur weiteren Einstimmung auf den anstehenden Jahreswechsel, die erste Strophe im Wortlaut der letzten Fassung:
 
Friedrich Schiller
An die Freude
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
[…]