Gedichte mit Tradition, Folge 308: »Auf den Krieg« von Carsten Stephan

»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer


Carsten Stephan

Auf den Krieg

Heißa, lasst die Waffen sprechen,
Holt heraus das Schießgewehr,
Lasst uns feuern, lasst uns stechen,
Die Natur mag’s menschenleer.
Lasst die Handgranaten krachen,
Füllt das Krematorium,
Lasst uns einen Krieg entfachen,
Richtig lebt man erst postum.

Knallen fröhlich die Patronen,
Dann wird jedermann ein Held.
Auf den Kugeln der Kanonen
Reiten wir zum Sternenzelt!

Lasst den Flammenwerfer glühen
Für den warmen Segensspruch,
Lasst das Feuer lustig sprühen,
Köstlich ist der Fleischgeruch!
Nukleartests auf Atollen?
Unterirdisch? Wie obszön!
Lasst uns diese wundervollen
Pilze in den Städten sehn!

Surren frisch beschwingt die Drohnen
Und das Visavis entfällt,
Jubeln wir auf den Balkonen:
Unser Blick ist unverstellt!

Doch lasst es nicht einfach krachen,
Haltet auch den Stift gezückt,
Lasst uns hier ein Kreuzchen machen,
Und es stirbt sich hochbeglückt:
□ Mord an wunderschönen Babys
□ Heute schießen wir zurück
□ Heute schmeckte der Kaffee mies
□ Böse Pläne/Waffen □ Glück!

Seid empfangen, Munitionen!
Was soll uns die kleine Welt?
Lasst es knallen für Äonen,
Dass der Mensch das All erhellt!


© Carsten Stephan, Frankfurt am Main

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Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.



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