»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer
Karsten Paul
Rein und schön
und hold – Nachtrag
Da bist du, gute Pulle,
halbvoll und schön und mein!
Ich setz dich an und Wermut
strömt in den Magen ein.
Mir ist als ob an die Bitter-
nis ich mich schon gewöhn.
Komm, ende mein Händezittern,
halbleer und mein und schön!
© Karsten Paul, Nürnberg
+ Das Original
Heinrich Heine
Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein;
Ich schau dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt,
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
+ Zum Autor
Karsten Paul wurde 1970 in Kaufbeuren geboren und lebt heute in Nürnberg. Der als Hochschulprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) tätige Psychologe kann zahlreiche Fachpublikationen vorweisen, dazu sind etliche seiner Gedichte in Anthologien, u. a. in »Wenn Liebe schwant« (hg. v. Jan-Eike Hornauer, muc Verlag 2017), und Literaturzeitschriften veröffentlicht, u. a. in »Das Gedicht« und »Macondo«.
Er ist regelmäßiger Autor von »Gedichte mit Tradition – neue Blätter am Stammbaum der Poesie«. Mehrfach wurde Paul bei Lyrikwettbewerben ausgezeichnet, zuletzt beim Lyrikstier 2018 (Jurypreis), beim Preis für politische Lyrik 2017 (1. Platz), beim Hochstadter Stier 2014 (Publikumspreis 1. Platz) und beim Jokers Lyrik-Preis 2013 (TextArt-Sonderpreis).
»Gedichte mit Tradition« im Archiv
Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.