GIPFELRUF
Folge 35: Richard Dove

Richard Dove (*1954)

  • Lyriker aus München
  • Richard Dove, in Bath geboren, wuchs in Südengland auf. Er studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Oxford und lehrte anschließend an den Universitäten Exeter, Regensburg und Wales.

    Anfangs schrieb Dove englische Lyrik. Seit dem Umzug nach München im Jahr 1987 schreibt er seine Gedichte in erster Linie auf Deutsch. Außerdem übersetzt er deutschsprachige Lyriker und Lyrikerinnen ins Englische, darunter Friederike Mayröcker und Reiner Kunze.

Der Lyriker Richard Dove, Teilnehmer beim »Internationalen Gipfeltreffen der Poesie« am 23.10.2012 in München, stellt sich den Fragen unseres dasgedichtblog-Fragebogens.

Richard Dove. Foto: privat

Lyriker-Steckbrief

Name / Vorname: Dove, Richard

Geburtsdatum: 26. August 1954

Geburtsort: Bath, England

Augenfarbe: bläulich-grünlich

Größe: 1,78

Wohnort (mit Bundesland): München (Bayern)

Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Straßenbahn, Hiroshima (Rimbaud Verlag, Aachen, 2011)

23 Fragen an den Lyriker Richard Dove
und ein Satz zum Ergänzen

1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?

Sicher – wie Benn, wie so viele – , durch den Gedichtvortrag meiner Mutter, die selber Gedichte schrieb.

2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?

Gedicht ist Magie, und natürlich hat das auch seine unheimliche Seite.

3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?

Mit ca. 14 Jahren; an den Titel erinnere ich mich nicht, aber es ging um die verfallenden Gräber oben auf dem Hügel im Dorf (ein Schuß vanitas nach der glücklichen, fußballversessenen Kindheit).

4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?

Unvermeidlicherweise in der Schülerzeitung, aber der erste richtig ›öffentliche‹ Auftritt war in der Zeitschrift »Invisible City«, die von einem experimentellen Verlag in San Francisco betrieben wurde. Meine Anfänge waren eben eher hermetisch-surrealistisch (der lange, leuchtende Schatten Celans).

5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?

Sie gibt dem Leben eine Struktur und bringt es manchmal sogar zum Klingen (Eichendorff was here).

6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?

Das Gedicht ist ein Spiegel, der immer etwas zurückwirft. Nicht unbedingt im Sinne der Mimesis.

7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?

In jeder Kunstform, wie in jeder Lebensäußerung, gibt es seltene, unerwartete Steigerungen der Intensität. Mario Gomez’ erstes Tor gegen Holland bei der diesjährigen EM zählt sicherlich auch dazu. Mein Vater, der Sportler und dezidierter Nicht-Künstler war, nannte so etwas »Poetry in motion«. Was wäre unser Da-Sein ohne solche Augenblicke?

8. Ihr Lieblingsschriftsteller?

Das ändert sich, je nach Bedürfnislage. Am beständigsten Shelley (vor allem das Terzinengedicht »The Triumph of Life«, das bei seinem Unfalltod ›unvollendet‹ blieb) und Hölderlin (die Modifizierung der archaischen Chorlyrik in seinen ›verrückten‹ Übersetzungen und die anschließende Integration dieser grundfremden Energien in seine eigene Spätlyrik).

9. Ihr Lieblingskünstler?

Regina Fritsch (großformatige Buddha-Bilder, die jeden banalen Rahmen mühelos sprengen).

10. Ihr Lieblingsmusiker?

Ändert sich; am beständigsten, neben den (durch den Blues-Gitarristen Mick Taylor angereicherten) Stones der Jahre 1969–74, Led Zeppelin (z. B. »When the Levee Breaks«). So lässig, so extrem hätte Pindaros den Blues interpretiert, davon bin ich überzeugt.

11. Ihr Lieblingsfilm?

Viel zu viele Anwärter.

12. Ihre Lieblingsfarbe?

Man muß nicht Monet sein, um unvermutet auf immer neue (auch metaphysische oder imaginäre) Farbnuancen zu stoßen. Und wer könnte da einen Schönheitswettbewerb abhalten?

13. Ihr Lieblingswort?

»Der wahre Schriftsteller ist derjenige, der seine Worte nicht findet.« (Valéry). Das einzige, was mir da mißfällt: das elitäre Adjektiv »wahr«.

14. Ihr Lieblingsvers?

Viel zu viele Anwärter in viel zu vielen (zum allergrößten Teil mir gänzlich unbekannten) Sprachen.

15. Ihr Lieblingsgedicht?

Vermutlich »Mehr nicht sollst du wissen als die Stele« (aus unerklärlichen Gründen verworfenes Sonett aus dem Umkreis von Rilkes »Sonette an Orpheus«).

16. Ihr größter Fehler?
17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?
18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?
19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?
20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?
21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?
22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?

Zu den Fragen 16–23 fällt mir vor allem eines ein: Viel zu viel »Ich« (bzw. »Sie«).

Und zum Abschluss eine Satzergänzung:

Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich …
… weniger fernsehen und mehr fernreisen.

Richard Dove
Straßenbahn, Hiroshima. Gedichte

Rimbaud Verlag, Aachen, 2011
300 Seiten
ISBN 978-3-89086-487-7
Euro 39,00 [D]

 




Das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Literaturhaus München. Die Veranstaltung wird vom BR für sein Fernsehprogramm BR-alpha aufgezeichnet (geplante Erstsendung: Samstag, 12. Januar 2013, 22.30 Uhr, Reihe »Denkzeit«, BR-alpha). Hugendubel.de unterstützt das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« als Förderpartner.

 

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