Margarete Heiß: IN DEN RÜCKEN SCHREIBEN. Gedichte.

edition lichtung, lichtung verlag (www.lichtung-verlag.de), Viechtach 2008.
79 Seiten, € 9,90

Anton G. Leitner – Das 21. Jahrhundert könnte als jene traurige Epoche in die Geschichtsbücher eingehen, in der sich alle Menschen dem Wirtschaftlichkeitsprinzip unterwerfen mussten. Wir sind Zeitzeugen, wie »Marons und Kleists Paradies« im Ramsch, d. h. »Altpapier«, landen, weil sie sich nicht im knapp kalkulierten Zeitraum verkaufen und als ›Ladenhüter‹ zu viel kostbare Regalfläche blockieren. Gottlob gibt es noch einzelne gallische Dörfer bzw. Buchhandlungen, deren Bewohner / Inhaber sich ideenreich und tapfer gegen gleichmacherische Konzentration und feindliche Übernahmen wehren. Zu dem Fähnlein der Aufrechten gehört auch die 1953 geborene Kelheimer Buchhändlerin Margarete Heiß.

IN DEN RÜCKEN SCHREIBEN heißt ihr zweiter Gedichtband und dessen Lektüre vermittelt etwas von der Freude, die Heiß selbst beim Lesen empfindet. Sie weiß, dass die Vertreibung aus dem Kleist’schen Paradies droht. Davon unbeeindruckt genießt sie die »Theweleitschen Klugheiten« der »Wortfummler« genauso wie roten »Tee mit Orange / ein Stück Speck« oder »Meerrettich«. Die Heiß’schen Verse kreisen im Allgemeinen um Liebe, Natur und Kulinarisches, im Besonderen um Geburt, Donaufrösche, Kräuter, Spiritualität und Männer. Auf den Speck folgt »eine Seite Ungaretti« und nach der »Herzflocke« kommen die »Winterreifen«.

Margarete Heiß widmet sich den geistigen Bedürfnissen, ohne dabei die sinnlich-körperlichen Genüsse zu vernachlässigen. Diese eigenwillige Kombination aus Luftigem und Bodenständigen macht den Reiz ihrer Lyrik aus: »Nicht mille nebelige / nicht großherrlich novemberliche / nur einen kleinen dornenrösigen / zwecks der Erlösung / un bacio solo« (»Der Friederike und Catull«).

Quelle: DAS GEDICHT, Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik, Bd. 16 (Weßling, Oktober 2008), S. 128.

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