Seit 25 Jahren begleitet die Zeitschrift DAS GEDICHT kontinuierlich die Entwicklung der zeitgenössischen Lyrik. Bis heute ediert sie ihr Gründer und Verleger Anton G. Leitner mit wechselnden Mitherausgebern wie Friedrich Ani, Kerstin Hensel, Fitzgerald Kusz und Matthias Politycki. Am 25. Oktober 2017 lädt DAS GEDICHT zu einer öffentlichen Geburtstagslesung mit 60 Poeten aus vier Generationen und zwölf Nationen ins Literaturhaus München ein. In ihrer Porträtreihe stellt Jubiläumsbloggerin Franziska Röchter jeden Tag die Teilnehmer dieser Veranstaltung vor.
Mit ihrem jetzt vorliegenden Gedichtband »Spiegeldei« unterstützt Anna kenianische Waisenkinder, eine Intitiative des Uttinger Vereins »Kenianische Waisenkinder e.V.«. Ein Teil des Bucherlöses kommt ihren Patenkindern Joseph Korokos und Clare Imali zugute.
Anna Münkel ist das ›Küken‹ unter den Teilnehmer am großen »25 Jahre DAS GEDICHT«-Jubiläum . Mit Franziska Röchter sprach sie über ihre besondere Beziehung zu Eiern, ihre Lieblingsbeschäftigungen und Berufsvorstellungen sowie über ihren dritten Gedichtband.
Wie sich Freiheit anfühlt.
Liebe Anna, du bist ja noch auffallend jung, jedenfalls in Relation zu den meisten Dichterinnen und Dichtern, die im Dunstkreis von DAS GEDICHT auftreten. Man könnte sagen, du bist das Küken unter den DAS GEDICHT-Dichtern. Im Oktober wird es nicht das erste Mal sein, dass du mit gestandenen Dichtern zusammen auf der Bühne stehen wirst. Wie fühlst du dich dabei?
Ich bin nicht aufgeregt bei den Auftritten, aber ich empfinde es schon als besondere Ehre, dass ich da auftreten darf. Wir haben an meiner Montessorischule schon früh Auftritte vor großem Publikum geübt. Daher habe ich viel Routine und Erfahrung.
Deine Eltern und Lehrer sind sicher stolz auf dich. Wie empfinden deine Mitschülerinnen und Mitschüler die Tatsache, dass du solche außergewöhnlichen Sachen machst? Kommen sie zu deinen Lesungen?
Einige meiner Mitschüler sprechen mich schon darauf an, aber das Interesse ist nicht so groß. Sie kommen auch nicht zahlreich zu meinen Auftritten. Aber von den Lehrern und Lehrerinnen werde ich oft darauf angesprochen. Auch werde ich sehr häufig von Menschen in meiner Umgebung nach meinen Gedichten gefragt. Viele haben über mich schon in den regionalen Zeitungen gelesen.
Lass mich raten, was eines deiner Lieblingsfächer ist: etwa Deutsch?
Deutsch und Musik gehören tatsächlich zu meinen Lieblingsfächern. Ich spiele schon seit mehr als sechs Jahren begeistert Klavier und ich lese sehr viel.
Wie kommen deine Themen zustande?
Die Themen fallen mir meist im Alltag ein, oft zufällig. Wenn ich in unserem Garten oder am See sitze, mit dem Hund gehe oder lese oder im Urlaub am Strand bin.
Solange das Ei noch nicht gelegt ist, ist es noch unfrei.
Ich habe mir einige deiner Gedichte angeschaut. In einem noch unveröffentlichten Text heißt es: »Ach so gerne wär ich frei / ich wär so gern ein Ei.« Das musst du mir jetzt mal erklären. Ist das Ei aufgrund seiner extremen Zerbrechlichkeit nicht in höchstem Maße unfrei?
Solange das Ei noch nicht gelegt ist, ist es noch unfrei. Da ist es im Körper des Huhns, also der Mutter und hat noch kein Tageslicht gesehen. Aber sobald es draußen ist, weiß es, wie sich Freiheit anfühlt.
In den weiteren Strophen springt das Ei über Becher, erklimmt Berge, stolziert durch den Schnee und trabt durch die Wildnis. Da gehört schon eine enorme Portion Fantasie dazu, einem Ei solches zuzutrauen. In einem anderen Text sagst du auch: »Fantasie ist was Tolles!« Woher nimmst du all deine Ideen?
Oft kommt es mir einfach in den Sinn, wenn ich einen bestimmten Gegenstand anschaue oder über etwas nachdenke oder eine bestimmte Melodie höre, also einen Ohrwurm im Kopf habe.
In einem weiteren Text »Friede Freude Eierkuchen« geht es auch um ein Ei, nämlich um ein verlorenes. Und in deinem Erstlingswerk »Dein Gedicht« (epubli, Berlin 2014) ist das letzte Wort im letzten Gedicht »Ei«. Hast du eine besondere Beziehung zu diesem Lebensmittel?
Nein, eigentlich nicht. Es ist eher ein Zufall, dass es mir in den Sinn kommt und ich es dann so aufschreibe. Außerdem habe ich, als ich kleiner war, viele Eier essen müssen, weil meine Mutter, wenn es schnell gehen sollte, mir oft ein Rühr- oder Spiegelei in die Pfanne haute.
Spätestens bei deinem Text »kaffee lattee« denke ich: Schreibt sie da in Wirklichkeit nicht Songtexte?
Ich spiele – wie schon erwähnt – seit sechs Jahren Klavier und komponiere auch ab und zu selber Stücke. Gerade bin ich dabei, mein Gedicht »Jump Up!« in ein Klavierstück umzuwandeln.
Auch das Thema Hund ist dir wichtig. Hast du selbst auch einen vierbeinigen Begleiter?
Wir haben zwei Hunde und einer ist meiner. Das ist Lotta, die vierjährige Border Collie-Hündin aus dem Allgäu. Ich bin schon von klein auf mit Hunden, Katzen und Pferden aufgewachsen. Ich mag Tiere allgemein sehr gerne und mir ist es sehr wichtig, dass Tiere gut behandelt werden.
Ich könnte mir vorstellen, später einen Buchladen zu eröffnen.
Das Thema Freiheit scheint dir auch sehr wichtig zu sein, wie man etwa im Text »Jump Up!« erkennt. Wovon träumst du, wenn du über dein späteres Leben nachdenkst? Hast du beispielsweise schon einen einen bestimmten Wunschberuf?
Ich könnte mir vorstellen, später einen Buchladen zu eröffnen und nebenbei Bücher zu schreiben, aber mir sind auch die Umwelt und der Umweltschutz sehr wichtig und daher will ich vielleicht auch etwas in dieser Richtung machen. Außerdem habe ich mit meinen Gedichten immer wieder Projekte unterstützt, etwa Flüchtlingskinder. Jetzt geht ein Großteil des Bucherlöses an zwei kenianische Waisenkinder. Für die habe ich die Patenschaft übernommen.
Wer lektoriert deine Texte?
Richtig lektoriert wurden meine Texte bislang nur von Anton G. Leitner. Meine Mutter hat mir außerdem geholfen, sie in den Computer abzutippen – vor allem die frühen Gedichte.
Bei jedem Gedichtband habe ich neue Erfahrungen gesammelt.
Dein aktueller Gedichtband trägt einen sehr wortspielerischen Titel, da stecken eigentlich drei bis vier Wörter drin, eigentlich sogar fünf, nämlich »Spiegel«, »Spiel«, »Geld«, »Ei« oder eben insgesamt ein Fantasiewort. Wann ist dieses Buch zu haben? Was unterscheidet deinen zweiten und dritten Gedichtband jeweils von deinem ersten?
Mein neuer Gedichtband ist im Druck. Er wird voraussichtlich Ende September erscheinen. Bei jedem Gedichtband habe ich neue Erfahrungen gesammelt. Beim ersten Band war es zunächst nur eine vage Idee, die wir in ein Buch umgesetzt haben. Der zweite Band war ursprünglich ein Schulprojekt. Der dritte ist eigentlich mein erster wirklich von mir geplanter. Ich habe mittlerweile schon wieder etwa 30 neue Gedichte geschrieben. Ich könnte also schon bald wieder einen Gedichtband veröffentlichen. An dieser Stelle möchte ich vor allem der Patentante meines Bruders, Christine Ball, danken, die für meinen aktuellen Gedichtband die Illustrationen erstellte.
Liebe Anna, ganz lieben Dank für deine Antworten.
Anna Münkel / Christine Ball (Illustrator)
Spiegeldei
Drei, dreizehn – dreißig Gedichte
Bauer-Verlag, Thalhofen 2017
56 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-95551-058-9
Unser »Jubiläumsblog #25« wird Ihnen von Franziska Röchter präsentiert. Die deutsche Autorin mit österreichischen Wurzeln arbeitet in den Bereichen Poesie, Prosa und Kulturjournalismus. Daneben organisiert sie Lesungen und Veranstaltungen. Im Jahr 2012 gründete Röchter den chiliverlag in Verl (NRW). Von ihr erschienen mehrere Gedichtbände, u. a. »hummeln im hintern«. Ihr letzer Lyrikband mit dem Titel »am puls« erschien 2015 im Geest-Verlag. 2011 gewann sie den Lyrikpreis »Hochstadter Stier«. Sie war außerdem Finalistin bei diversen Poetry-Slams und ist im Vorstand der Gesellschaft für
zeitgenössische Lyrik. Franziska Röchter betreute bereits 2012 an dieser Stelle den Jubiläumsblog anlässlich des »Internationalen Gipfeltreffens der Poesie« zum 20. Geburtstag von DAS GEDICHT.