Das Lyrikprojekt zur Lutherdekade im Themenjahr 2015
in Kooperation mit Anton G. Leitner | DAS GEDICHT
Verena Liebers
Trampolinsommer
Gut, das Trampolin war dazwischen,
aber während wir sprangen, hatten
wir das vergessen, waren wir nur
Erde und Himmel, Boden und Luft,
sprangen leicht aneinander vorbei,
sahen unsere Brüste und im
nächsten Augenblick schon die wirren
Schöpfe und das Teichblau des Sommers.
Wir hüpften aneinander vorbei
und unsere Juchzer trafen sich,
verschränkten schnell unseren Atem,
als die Arme nach unten fielen,
die Fußspitzen das Netz berührten,
um mit neuem Schwung aneinander
vorbei zu gleiten bis gar nichts mehr
zwischen uns war, sommerblau alles.
Und als wir aufhörten zu springen
oder geworfen zu werden, da
taumelten wir mit so schlotternden
Beinen, als balancierten wir auf
erdluftigen Wellen, hielten uns
aneinander, um nicht zu fallen
und Atem zu holen, bis uns das
Sommerblau wieder in die Luft warf,
in das Lachen, schwerelos und sanft.
© Verena Liebers, geboren 1961 in Berlin, lebt in Bochum.
www.vigli.de
Wow, ganz stark, zum Greifen nah und ohne Schleifchen, ein wunderschönes Miteinander in der Luft.