Religion und Lyrik – Folge 31: »Gottlos geborgen«

Die begleitende Netz-Anthologie zu DAS GEDICHT 25,
zusammengestellt und ediert von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver

 

Christian Futscher

Gottlos geborgen

Manchmal würde ich gern wieder
beten können wie früher als Kind,
als junger Mann.
Lieber Gott, bitte!
Es wäre schön,
wenn ich wieder wen hätte,
mit dem ich wirklich über alles,
den ich um alles …
Ach was, es gibt kein Zurück.
Damals, endlich befreit
vom dreieckigen Auge,
das mich ständig beobachtete,
schrieb ich euphorisch:
»Gottlos geborgen
in den duftenden Armen
einer nachtschönen Göttin« –
noch lange bevor ich in den Armen
einer wirklichen Frau lag.
Die Sehnsucht war riesengroß,
sie brachte mich fast zum Verzipfeln,
um dieses seltsame Wort zu verwenden. –
Das ist lange her.
Heute schlafe ich oft neben einer Frau,
mit der ich über alles,
die ich über alles …
Wir werden ewig zusammen bleiben.
So sei es und mehr.
 

© Christian Futscher, geboren 1960, lebt in Wien (Österreich).
 

»Religion & Lyrik« im Archiv

DAS GEDICHT 25: Religion im Gedicht

Den Kernbestand neuer zeitgenössischer Lyrik rund um den Glauben versammelt
»DAS GEDICHT 25: Religion im Gedicht«,
herausgegeben von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver

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