Die begleitende Netz-Anthologie zu DAS GEDICHT 24,
zusammengestellt und ediert von Fitzgerald Kusz und Anton G. Leitner
Susanne Rowell
Wie es früher einmal war, 74/75
Als Prielblumenüberlebende
der Dalli Dalli Generation,
erwacht aus orangefarbener
Wohnkulturamnesie,
entschweben wir
ins Saturn-Universum,
Eurovisionsschallreste
der “Brotherhood of Man” im Ohr:
“Save your kisses for me”
Harlequin-Fata-Morgana
vorsintflutlicher
Bildschirmröhren-Romantik.
Eingewickelt in knallrote
Nicki-Pullover-Weichheit,
im Rentnerbeigen VW-Käfer
durch längst zubetonierte
Mohnblumenfelder fahrend,
auch wir sind “really only after,
seventyfour/seventyfive”,
denn nie wieder waren
die Sommer so leicht.
Und wir können es beweisen,
denn um sieben Uhr Morgens,
da war die Welt wirklich
noch in Ordnung, jedenfalls
bis später, in schwüler Nacht,
Dementia 13 im Fernsehen
wiederholt wurde.
Und wenn der Wim mit dem Wum
Donnerstag Abends um die Wette
heulte, dann holte mit Sicherheit,
irgendwer den ganz großen Preis.
© Susanne Rowell, geboren 1966, lebt in Yvignac-La-Tour (Frankreich).
»DAS GEDICHT 24: Der Heimat auf den Versen«,
herausgegeben von Anton G. Leitner und Fitzgerald Kusz