Mario Wirz: STURM VOR DER STILLE. Gedichte.

Aufbau-Verlag (www.aufbau-verlag.de), Berlin 2006.
155 Seiten, geb., € 17,90

Anton G. Leitner»Wir kommen / auf die Welt / um zuzuschauen / wie wir / vorbei / gehen«, schreibt der Berliner Dichter Mario Wirz. Denn das Leben ist ein großes »Theater« und ab der Geburt spielen wir unsere Rolle als Akteure und Zuschauer in der eigenen Vorstellung, bis der Vorhang überraschend fällt.

Wirz (Jahrgang 1956) legt mit STURM VOR DER STILLE einen bibliophil gestalteten Gedichtband im handlichen Format vor, der eine Reihe von Widmungsgedichten versammelt (den eingangs zitierten Text eignet er dem Lyrikerkollegen Richard Pietraß zu). Er liebt es, »tollkühn«, als sterblicher »Gott unter Göttern«, auf realen oder virtuellen Wellen zu surfen.

Aus seiner HIV-Infektion hat Mario Wirz nie einen Hehl gemacht. Seine Lyrik und Prosa bezeugen, mit welcher Kraft sich dieser mutige Autor den Herausforderungen der unheilbaren Krankheit stellt. Den Tod verliert er nur selten aus dem poetischen Blick; im Gedicht »Internetleben« kann er ihn sogar »mit einer Taste« löschen.

Wirz gelingt das große Kunststück, mit einfachen Worten existentielle Themen zu verdichten. Bei einem Freigeist wie ihm »bleiben alle Türen« unverriegelt. Und »auch die Fenster« öffnet er, »dankbar den Dieben / die mich von den Dingen / befreien.« Insbesondere aber dankt er allen Freunden und Lesern mit vitalen Versen dafür, am Leben zu sein – als Liebender, der geliebt wird.

Quelle: DAS GEDICHT, Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik, Bd. 16 (Weßling, Oktober 2008),
S. 145 f.

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