William Shakespeare
Sonnet 116
Let me not to the marriage of true minds
Admit impediments. Love is not love
Which alters when it alteration finds,
Or bends with the remover to remove:
O, no! it is an ever-fixed mark,
That looks on tempests and is never shaken;
It is the star to every wandering bark,
Whose worth’s unknown, although his height be taken.
Love’s not Time’s fool, though rosy lips and cheeks
Within his bending sickle’s compass come;
Love alters not with his brief hours and weeks,
But bears it out even to the edge of doom.
If this be error and upon me proved,
I never writ, nor no man ever loved.
Friedrich Bodenstedts Übersetzung von William Shakespeares
Sonett 116
Nichts kann den Bund zwei treuer Herzen hindern,
Die wahrhaft gleichgestimmt. Lieb’ ist nicht Liebe,
Die Trennung oder Wechsel könnte mindern,
Die nicht unwandelbar im Wandel bliebe.
O nein! Sie ist ein ewig festes Ziel,
Das unerschüttert bleibt in Sturm und Wogen,
Ein Stern für jeder irren Barke Kiel, –
Kein Höhenmaß hat seinen Werth erwogen.
Lieb’ ist kein Narr der Zeit, ob Rosenmunde
Und Wangen auch verblühn im Lauf der Zeit –
Sie aber wechselt nicht mit Tag und Stunde,
Ihr Ziel ist endlos, wie die Ewigkeit.
Wenn dies bei mir als Irrthum sich ergiebt,
So schrieb ich nie, hat nie ein Mann geliebt.
Allgemein ist anzumerken: Mit der Nachdichtung von Shakespeare-Sonetten (neben »Sonnet 116« hat er bereits weitere Sonette frei in seine Muttersprache übertragen) stellt sich Fitzgerald Kusz zwangsläufig nicht nur in einen internationalen literarischen Kontext, sondern er führt auch eine deutsche Tradition fort: Denn die Kunst der Nachdichtung von Shakespeare-Sonetten (die im Ergebnis stark zwischen möglichst großer Worttreue und weitreichender Aneignung durch den Überträger schwankt) bildet durchaus eine eigene, so lange wie tiefe Traditionslinie in der deutschen Lyrikgeschichte. Eine recht profunde Übersicht von Beispielen aus dem 19. sowie einmal aus dem 20. Jahrhundert findet sich hier:
http://www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/shakespeare/shakespeare_116.htm
Und auch im 21. Jahrhundert wird diese Tradition munter und hochkarätig fortgeführt, etwa in der Frankfurter Anthologie von Hans Christoph Buch im Januar dieses Jahres oder im umfangreichen Nachdichtungsprojekt ausgewählter Shakespeare-Sonette von Helmut Krausser (2012 in drei Bänden erschienen bei Hochroth).
Was nun Kusz, der auch zusammen mit Gitarrist Klaus Brandl und Mundharmonika-Spieler Chris Schmitt unter dem Motto »Blues & Kusz« lyrisch-musikalische Abende und CDs im Programm hat, besonders wichtig ist: Die Musikalität, der Sound und Schwung der Shakespeare-Sonette.
Und was er mit seinen Shakespeare-Sonett-Nachdichtungen zudem freilich fortführt: echte Literatur und Mundart zusammenzubringen – was ja bekanntlich auch das Lebenswerk des Nürnbergers beschreibt.