Ludwig Steinherr (*1962)
- Lyriker aus München
- Ludwig Steinherr studierte Philosophie und promovierte 1995 mit einer Arbeit über Hegel und Quine. Er lebt als freier Schriftsteller und Lehrbeauftragter für Philosophie in München. Für seine bisher erschienenen neun Gedichtbände erhielt Steinherr mehrere Auszeichnungen, darunter den Staatlichen Förderpreis für Literatur (1991), den Leonce-und-Lena-Förderpreis (1993), den Evangelischen Buchpreis und den Hermann-Hesse-Förderpreis (beide 1999). Seit 2003 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Der Lyriker Ludwig Steinherr, Teilnehmer beim »Internationalen Gipfeltreffen der Poesie« am 23.10.2012 in München, stellt sich den Fragen unseres dasgedichtblog-Fragebogens.
Lyriker-Steckbrief
Name / Vorname: Steinherr, Ludwig
Geburtsdatum: 17.05.62
Geburtsort: München
Augenfarbe: Je nach Licht
Größe: Je nach Lage
Wohnort (mit Bundesland): München-Haidhausen, Bayern
Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Eben erschienen: Ganz Ohr. Gedichte (Lyrikedition 2000, München, 2012)
23 Fragen an den Lyriker Ludwig Steinherr
und ein Satz zum Ergänzen
1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?
Das erste Gedicht, das mich wirklich berührt hat, war Goethes »In tausend Formen«. Eine Mitschülerin las es im Deutschunterricht vor. Schwer zu entscheiden, welcher Anteil meiner Begeisterung aufs Konto des Dichters und welcher aufs Konto der Vorleserin ging.
2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?
Na, was glauben Sie, verehrter Herr Fragebogen?
3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?
Wie fast jeder – mit 16, verliebt. Wobei es nicht ein Gedicht war, sondern ein ganzer Band. Ich schrieb damals überhaupt nur ganze Bände.
4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?
In der Schülerzeitung. Der glanzvollste Gipfelrausch meines gesamten Dichterlebens.
5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?
Wo soll ich da anfangen?
6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?
Ich weiß es nicht.
7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?
Ich weiß es nicht. Und das ist gut so.
8. Ihr Lieblingsschriftsteller?
»Kunstwerke sind auch keine Rennpferde, und es geht in erster Linie nicht darum, einen Sieger zu ermitteln.« (Nelson Goodman, »Languages of Art«) Auf Künstler sollte man erst recht keine Wetten abschließen! Aber da Sie ja nicht locker lassen: William Shakespeare. Wenn Proust und Catull Einwände haben, sollen sie sich mit ihm prügeln. Ich geh inzwischen mit Mörike auf einen Schoppen. W. C. Williams kann mitkommen, falls er nicht gerade beim 3001. Baby Geburtshilfe leistet.
9. Ihr Lieblingskünstler?
Und wieder hab ich einen ganzen Flashmob im Kopf – von Caravaggio bis Pisanello, von Manet bis Jackson Pollock, von Bernini bis Mimmo Paladino, von Cézanne bis J. A. Henselmann… Was ich gegen Cranach habe? Natürlich nichts! Herein mit ihm! Warum nicht Blinky Palermo, fragen Sie? Na schön, meinetwegen auch Blinky Palermo! Aber Sie zahlen seinen Drink!
(Verdammt, jetzt hab ich ausgerechnet Vermeer vergessen! Dabei verbrachte ich bei meinem bislang einzigen New-York-Aufenthalt, der nur wenige Stunden dauerte, zwei dieser Stunden vor Vermeers…)
10. Ihr Lieblingsmusiker?
Von Musik versteh ich nichts. Ich höre sie mit der inbrünstigen, archaischen Hingabe von Kühen, denen man im Stall ein Radio andreht. Lieblingsmusiker? Natürlich mein Freund, der Trompeter Uwe Kleindienst.
11. Ihr Lieblingsfilm?
Und wieder: Suchen Sie sich was aus – von Ingmar Bergman bis zu Woody Allen, von Alfred Hitchcock bis zu Eric Rohmer, von François Truffaut bis zu Laurel & Hardy und zu den Marx Brothers – und bringen Sie zwei Tüten Chips mit!
12. Ihre Lieblingsfarbe?
Blau! (Okay, da bin ich in die Falle getappt! Aber das passiert mir nun nicht mehr!)
13. Ihr Lieblingswort?
Ich wiederhole: Kunstwerke sind keine Rennpferde! Und Wörter schon gar nicht! Ich habe keine Lieblingswörter, keine Lieblingssteine, keine Lieblingsahornblätter (auch wenn Leibniz den Damen bei Hof anhand gesammelter Blätter bewies, daß nicht zwei davon gleich aussehen), keine Lieblingspapageien, keine Lieblingskometen, keine Lieblingsverkehrskontrolleure.
14. Ihr Lieblingsvers?
Machen Sie das mit Absicht?
15. Ihr Lieblingsgedicht?
Ich geb es auf!
16. Ihr größter Fehler?
Daß ich manchmal etwas Böses tue, wo ich etwas Gutes tun sollte.
17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?
Wenn meine Freunde mich loben, ist mir das höchst verdächtig. Und ich werde Ihnen bestimmt nicht verraten, was sie dann sagen…
18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?
Mit William Shakespeare. Oder mit der Kabarrrrrettistin Franziska Ball. Oder noch besser – mit beiden!
19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?
Günter Grass mit seinem neuen Gedicht »Was gesaunt werden muss«.
20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?
Wenn Sie einen wissen – sagen Sie ihn mir.
21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?
Daß mich ein Weingut für den Abdruck eines Gedichtes auf einem Flaschen-Etikett mit zwei Riesenkisten voller Wein belohnt hat! Wenn Sie eine subtilere Antwort wollen, dann müssen Sie mir ein Jahr Bedenkzeit geben… bis dahin haben Sie hoffentlich die Frage vergessen…
22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Den Himmel. Was sonst?
23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?
Alle. Und besonders der Betrieb.
Und zum Abschluss eine Satzergänzung:
Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich…
…bei der Schicksalswahl à la Platon darauf achten, daß mein persönlicher Dämon nicht so spitze Fingernägel hat und weniger zu Panikattacken neigt.
Ludwig Steinherr
Kometenjagd. Gedichte
Lyrikedition 2000, München, 2009
112 Seiten
ISBN 978-3-86906-043-9
Euro 12,50 [D]