Im babylonischen Süden der Lyrik – FOLGE 90: »JUAN MANUEL ROCA: ›LA POESÍA ES UNA RESISTENCIA ESPIRITUAL – DIE POESIE IST EIN GEISTIGER WIDERSTAND‹«

Tobias Burghardt flaniert jeweils am 5. eines Monats auf DAS GEDICHT blog durch die südlichen Gefilde der Weltpoesie. In der Rubrik »Im babylonischen Süden der Lyrik« werden Sprachgemarkungen überschritten und aktuelle Räume der poetischen Peripherien, die innovative Mittelpunkte bilden, vorgestellt.

 

JUAN MANUEL ROCA: »LA POESÍA ES UNA RESISTENCIA ESPIRITUAL – DIE POESIE

Über das bemerkenswerte Werk und Wirken des lateinamerikanischen Dichters Juan Manuel Roca  schreibe ich immer wieder gerne, siehe auch »Im babylonischen Süden der Lyrik« Folge 33, Folge 34 und Folge 89.

Juan Manuel Roca überrascht des Öfteren durch interessante Denkanstöße und gereifte Überlegungen zu Kunst und Poesie, so auch im nachfolgenden Beispiel:

«Yo creo que se puede crear una teoría general de las artes a partir de lo poético para decir que donde no hay poesía no hay arte. La narrativa, el cine, las artes plásticas…lo que no contempla una poética para mí es dudoso. La poesía para mí es una forma del pensar que a veces se da en imágenes o ritmos o atmósferas, pero siempre hay un pensamiento alrededor de eso.»

Juan Manuel Roca, «La poesía es una resistencia espiritual»

 

»Ich glaube, dass eine allgemeine Theorie der Künste ausgehend vom Poetischen entwickelt werden kann, die besagt, dass es ohne Poesie keine Kunst gibt. Die Kunst des Erzählens, die Filmkunst, die bildenden Künste…, was nicht eine Poetik in Betracht zieht, ist meines Erachtens fragwürdig. Die Poesie ist für mich eine Form des Denkens, in der sich manchmal Bilder oder Rhythmen oder Atmosphären ergeben, aber dies ist immer von einem Gedanken umgeben.«

Juan Manuel Roca, »Die Poesie ist ein geistiger Widerstand«

 

Übertragen von Juana Burghardt und Tobias Burghardt

© Juan Manuel Roca

Das Zusammenwirken der Künste ist ein wesentliches Thema seiner Betrachtungen, wobei hier der Poesie als »geistiger Widerstand« gegen die allgemein fortwährende Fragmentierung ein besonderes Augenmerk zukommt: »ohne Poesie keine Kunst«.

"Ein Netz aus Blicken" von Tobias Burghardt
Buchcover-Abbildung (Edition Delta)

 

 

 

 

»Ein Netz aus Blicken. Essays für lateinamerikanische Lyrik«
von Tobias Burghardt
bei Edition Delta

"Schattenzeuge" von Juan Manuel Roca
Buchcover-Abbildung (Edition Delta)

 

 

 

 

»Testigo de sombras – Schattenzeuge«
von Juan Manuel Roca
bei Edition Delta

 

"Blindenmond" von Juan Menuel Roca
Buchcover-Abbildung (Edition Delta)

 

 

»Luna de ciegos – Blindenmond«
von Juan Manuel Roca
bei Edition Delta

 

 

 

Tobias Burghardt. Foto: privat
Tobias Burghardt. Foto: privat

Tobias Burghardt (Jahrgang 1961) ist Lyriker, Essayist, Übersetzer und Verleger der Stuttgarter Edition Delta (www.edition-delta.de). Er veröffentlichte den Essayband »Ein Netz aus Blicken. Essays für lateinamerikanische Lyrik« und mehrere Lyrikbände, darunter seine Fluss-Trilogie sowie »Septembererde & August-Alphabet«. Zuletzt erschien seine Werkauswahl »Mitlesebuch 117« (Aphaia Verlag, Berlin/München 2018), sein aktueller Gedichtband »Die Elemente der See« und die umfangreiche Werkauswahl 19912021 »Das Gedächtnis des Wassers«.  2020 erhielt er den Internationalen Poesiepreis »Città del Galateo – Antonio de Ferrariis« in Rom, Italien. Seine Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und Einzeltitel erschienen in Argentinien, im Irak, in Japan, Kolumbien, Portugal, Serbien, Schweden, Uruguay und Venezuela. Er ist Mitbegründer und Koordinator des »Babylon Festivals für Internationale Kulturen & Künste«, das seit 2012 jährlich in Babylon und Bagdad stattfindet. Mit seiner Frau Juana Burghardt überträgt er lateinamerikanische Lyrik, katalanische Poesie, lusophone Lyrik und spanische Poesie. Sie sind Herausgeber und Übersetzer der Werkreihe von Miquel Martí i Pol, aus der Pep Guardiola im Sommer 2015 im Literaturhaus München las, und seit Herbst 2014 der Stuttgarter Juarroz-Werkausgabe, dem wir das GEDICHT-Motto »Ein Gedicht rettet einen Tag« (Roberto Juarroz) verdanken. Im Frühjahr 2017 wurden beide für ihr jeweiliges poetisches Werk und ihr gemeinsames literarisches Engagement zwischen den Kulturen und Sprachen mit dem »Internationalen KATHAK-Literaturpreis« in der südasiatischen Metropole Dhaka, Bangladesch, und als Verlagsteam der Edition Delta mit dem »Deutschen Verlagspreis 2021« des Kulturstaatsministeriums, Berlin, ausgezeichnet. Tobias Burghardt war GEDICHT-Redakteur der ersten Stunde und organisierte immer wieder wunderbare Sonderteile mit lateinamerikanischer Poesie für unsere Zeitschrift DAS GEDICHT.
Alle bereits erschienenen Folgen von »Im babylonischen Süden der Lyrik« finden Sie hier.


 

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