Jubiläumsblog. Ein Vierteljahrhundert DAS GEDICHT
Folge 32: Jana Mathy – Der Mensch hinter der Dichterin

Seit 25 Jahren begleitet die Zeitschrift DAS GEDICHT kontinuierlich die Entwicklung der zeitgenössischen Lyrik. Bis heute ediert sie ihr Gründer und Verleger Anton G. Leitner mit wechselnden Mitherausgebern wie Friedrich Ani, Kerstin Hensel, Fitzgerald Kusz und Matthias Politycki. Am 25. Oktober 2017 lädt DAS GEDICHT zu einer öffentlichen Geburtstagslesung mit 60 Poeten aus vier Generationen und zwölf Nationen ins Literaturhaus München ein. In ihrer Porträtreihe stellt Jubiläumsbloggerin Franziska Röchter jeden Tag die Teilnehmer dieser Veranstaltung vor.

Jana Mathy, geboren 1997 in Konstanz, wo sie ihre gesamte Kindheit und Schulzeit verbrachte. Mit dem Schreiben fing sie bereits in der ersten Klasse an und nahm mit 13 Jahren zum ersten Mal an einem Schreibwettbewerb teil. Mit der Oberstufe kam dann eine Art Schreibblockade, die sie bis heute noch nicht wirklich überwunden hat. Nach dem Abi ging sie für neun Monate nach Neuseeland und hat seitdem fast ununterbrochen Fernweh. Seit dem Wintersemester 2016 studiert sie an der Universität in Heidelberg.

Jana Mathy ist eine junge Lyrikerin mit einer Menge Potenzial. Mit Franziska Röchter sprach sie über Schreibblockaden, das Verspielte in der Lyrik und den Wunsch nach Freiheit.

Ich finde Lyrik eher auf Hausbooten als in Schlössern.

Liebe Jana, bitte beschreibe deine Erscheinung mit maximal sieben Eigenschaftswörtern.

Groß, dunkle Haare, dunkle Augen.

Bitte beschreibe dein Wesen mit maximal sieben Begriffen.

Begeisterungsfähig, widersprüchlich, kritisch.

Was, glaubst du, schätzen Freunde am meisten an dir?

Dass ich zuhören kann, ohne zu werten, und versuche, zu verstehen, ohne zu analysieren.

Bitte nenne deine jüngsten oder für dich wichtigsten letzten Veröffentlichungen.

TJA, Anthologie 2012 »ich stell dir die schatten schärfer« und National Geographic Kids (Ausgabe 4/2013), Cornelia Funke Schreibwettbewerb 2012.

 

Jana Mathy. Foto: privat
Jana Mathy. Foto: privat

 

Goethe war der erste Dichter, dessen Gedichte mich wirklich berührt haben.

Wie ordnest du deinen lyrischen Stil ein? Mit welchen Dichtern fühlst du dich besonders verbunden?

Meinen lyrischen Stil kann ich nicht einordnen. Früher waren es eher romantische Gedichte, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sich da noch nichts festgelegt hat.

Und besonders verbunden? Vielleicht mit Goethe? Einfach weil er der erste Dichter war, dessen Gedichte mich wirklich berührt haben. Außerdem war eines meiner ersten eigenen Gedichte eine abgewandelte Version des »Erlkönigs«, in der der Erlkönig zum Erzähler wird.

Welche Eigenschaften an dir werden möglicherweise von anderen verkannt?

Meine Tiefe, meine Wut, mein Feuer-Ich.

Ich habe schon Geschichten geschrieben, bevor ich alle Buchstaben des Alphabets konnte.

Woher kommt deine Liebe zur Poesie? Gab es Schlüsselerlebnisse in deiner Kindheit oder Jugend?

Kann ich nicht genau sagen … Ich weiß nur, dass ich schon Geschichten geschrieben habe, bevor ich alle Buchstaben des Alphabets konnte.

Seit wann kennst du die Zeitschrift DAS GEDICHT?

Seit März 2017.

Wie bist du auf DAS GEDICHT gestoßen?

Ein Freund hat mir davon erzählt.

Wie hast du dich gefühlt, als du zum ersten Mal die Nachricht erhalten hast, dass eines deiner Gedichte auf DAS GEDICHT blog publiziert wird?

Ich habe mich sehr gefreut, denn für mich war es wie ein Zeichen für »Es geht wieder los!«.

In welchem Artikel war das und wie heißt das Gedicht?

»Fremdgehen, jung bleiben – Folge 15«. Das Gedicht hat keinen Titel, beginnt aber mit »es ist schwierig die balance / zu halten …«

Was war dein allerschönstes Erlebnis in Zusammenhang mit einem Gedicht?

Als ich 13 war, durfte ich ein Gedicht von mir bei einer Lesung in Stuttgart vortragen, was mit Musik und Bildern begleitet wurde. Das war sehr besonders für mich.

Was war dein bisher negativstes Erlebnis im Zusammenhang mit Lyrik oder mit deinem Autorendasein insgesamt?

Meine momentane Schreibblockade.

Was ist denn dein Lieblingsgedicht von einem anderen Dichter?

»trennung« von Hans Magnus Enzensberger.

Bitte nenne weitere maximal sechs Lieblingsgedichte.

»Der Erlkönig« von Johann Wolfgang von Goethe, »Wanderers Nachtlied« von Johann Wolfgang von Goethe und »Der Panther« von Rainer Maria Rilke.

Und was ist dein Lieblingsgedicht aus eigener Feder?

Ich kann im Moment keins aussuchen, weil meine früheren Gedichte für mich zu weit weg sind und ich meine neueren Gedichte noch nicht in den Status der Lieblingsgedichte erheben kann. Ich mag sie noch nicht genug.

Ich habe bei neueren Gedichten oft das Gefühl, dass es den Dichtern gar nicht darum geht, verstanden zu werden.

Was würdest du der Poesie generell wünschen, damit mehr Menschen Gedichte lesen oder Gedichtbände kaufen?

Mehr Gefühl, mehr Ehrlichkeit; ich habe bei neueren Gedichten oft das Gefühl, dass es den Dichtern gar nicht darum geht, verstanden zu werden.

Lyrik ist für mich frei, wandelbar, verspielt.

Wie könnte man deiner Meinung nach der Lyrik wieder zu dem Stand verhelfen, den sie einst hatte: nämlich Königsgattung der Literatur zu sein? Was müsste sich im Lyrikbetrieb deiner Meinung nach ändern?

Ich finde nicht, dass es darum geht, der Lyrik aktiv wieder zu ihrem alten Stand zu verhelfen. Ich glaube, dass das die Lyrik wenn dann von alleine schaffen wird. Für mich persönlich bedeutet Lyrik auch etwas anderes, als die ›Königsgattung der Literatur‹. Lyrik ist für mich frei, wandelbar, verspielt; ich finde Lyrik eher auf Hausbooten als in Schlössern.

Woran arbeitest du gerade in literarischer oder künstlerischer Hinsicht?

An mir…

Was stört dich am meisten im Literaturbetrieb?

Da kenne ich mich nicht gut genug aus, um mir eine richtige Meinung zu bilden.

Was treibt dich an, weiter Gedichte und Texte zu schreiben?

Um ehrlich zu sein, stecke ich schon seit längerem in einer ziemlichen Schreibblockade. Ich muss es erst wieder rausfinden.

Hast du noch andere Lieblingsbeschäftigungen außer Literatur?

Tanzen.

Was liegt auf deinem Nachttisch?

Bücher.

Was sind deine Zukunftspläne, was möchtest du später mal machen?

Frei sein.

Liebe Jana, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

 

Franziska Röchter. Foto: Volker Derlath

Unser »Jubiläumsblog #25« wird Ihnen von Franziska Röchter präsentiert. Die deutsche Autorin mit österreichischen Wurzeln arbeitet in den Bereichen Poesie, Prosa und Kulturjournalismus. Daneben organisiert sie Lesungen und Veranstaltungen. Im Jahr 2012 gründete Röchter den chiliverlag in Verl (NRW). Von ihr erschienen mehrere Gedichtbände, u. a. »hummeln im hintern«. Ihr letzer Lyrikband mit dem Titel »am puls« erschien 2015 im Geest-Verlag. 2011 gewann sie den Lyrikpreis »Hochstadter Stier«. Sie war außerdem Finalistin bei diversen Poetry-Slams und ist im Vorstand der Gesellschaft für
zeitgenössische Lyrik. Franziska Röchter betreute bereits 2012 an dieser Stelle den Jubiläumsblog anlässlich des »Internationalen Gipfeltreffens der Poesie« zum 20. Geburtstag von DAS GEDICHT.


Die »Internationale Jubiläumslesung mit 60 Poetinnen und Poeten« zur Premiere des 25. Jahrgangs von DAS GEDICHT (»Religion im Gedicht«) ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Mit Unterstützung der Stiftung Literaturhaus. Medienpartner: Bayern 2.

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Literaturhaus München


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