Jubiläumsblog. Ein Vierteljahrhundert DAS GEDICHT
Folge 51: Sabine Zaplin – Der Mensch hinter der Moderatorin

Seit 25 Jahren begleitet die Zeitschrift DAS GEDICHT kontinuierlich die Entwicklung der zeitgenössischen Lyrik. Bis heute ediert sie ihr Gründer und Verleger Anton G. Leitner mit wechselnden Mitherausgebern wie Friedrich Ani, Kerstin Hensel, Fitzgerald Kusz und Matthias Politycki. Am 25. Oktober 2017 lädt DAS GEDICHT zu einer öffentlichen Geburtstagslesung mit 60 Poeten aus vier Generationen und zwölf Nationen ins Literaturhaus München ein. In ihrer Porträtreihe stellt Jubiläumsbloggerin Franziska Röchter jeden Tag die Teilnehmer dieser Veranstaltung vor.

Sabine Zaplin wurde in Her­ford geboren und ist in Biele­feld aufge­wachsen. In München studierte sie ab 1990 Neuere Deutsche Litera­tur, Anglistik und Kom­para­tistik und begann mit ihrer litera­rischen Arbeit. Zudem arbeitete sie lange am Theater in ver­schie­denen Städten sowie Landes­theatern.

1992 erhielt Sabine Zaplin den Kultur­förder­preis ihrer Geburts­stadt Herford. Seit 1994 arbeitet sie als freie Journa­listin, Autorin und Über­setzerin. Ihre Stationen führten sie unter anderem zur Süd­deutschen Zeitung und zum Bayerischen Rund­funk.

Sabine Zaplin veröffent­lichte Romane, Theater­stücke, Essays und Über­setzungen aus dem Englischen. Zu ihren letzten Veröffent­lichungen zählen »Königskinder« (Verlag LangenMüller, München, 2008) sowie »Alle auf Anfang« (LangenMüller, München, 2011).

Manche Menschen haben noch weniger Zeit als andere. Zu diesen gehört derzeit Sabine Zaplin, deren Moderationsqualitäten begehrt sind. Das folgende SMS-Interview ist authentisch und entstand innerhalb von 2,5 Tagen. Sabine Zaplin verrät, wo sie »wech« kommt und lässt sich auf Franziska Röchters kulinarischen Regionalvergleich ein.

 

Eine Art Familientreffen.

Liebe Sabine, wie lange bist du eigentlich schon fort aus Bielefeld und welches sind die ersten drei bis fünf Wörter, die dir zu Bielefeld einfallen?

Ich bin seit 1983 wech – dem Jahr meines Abiturs. Und einfallen tun mir die Wörter »Pömpel« (standen immer im Weg), »TAM« (*Theater am Alten Markt, ein Lieblingsort), »Ossi« (*Ostwestfahlendamm, früher ein Hassprojekt wie die A33, heute fahre ich öfter über diese Stadtautobahn) und »Böckstiegel« (den man hier im Blauen Land als Maler noch entdecken muss).

Das Wort »Pudding« fällt mir dagegen ums Verrecken nicht ein. 😎

Haha, das ist gut. »Ossi« auch – obwohl ich es selbst ständig benutze, hatte ich bei diesem Wort erst an etwas ganz anderes denken müssen … Gab‘s in den 80ern schon den Run & Roll-Day auf dem Ossi?

Nee, da war der ja noch eine Baustelle. Er war erst fertig, als ich schon als Besucherin zurückkam.

Ach, den Ossi gab‘s damals noch nicht? Cool, ich kam ja auch erst Mitte der 80er in diese Gegend. Hast du von München aus manchmal Heimweh nach hier?

An den Tagen im Herbst, wenn morgens der Himmel so sparrenburgrostrot ist …

Oder im Frühjahr, wenn Senne in der Luft liegt …

 

Sabine Zaplin. Foto: privat. Fotomontage Sparrenburg: Franziska Röchter
Sabine Zaplin. Foto: privat. Fotomontage Sparrenburg: Franziska Röchter

 

Ja, die Sparrenburg. Wir hatten neulich vom VS eine Lesung im Atelier Andrea Köhn im Art Center Bielefeld, hinter dem Stadtpalais, sagt dir das noch was?, und vom Atelierfenster konnten wir direkt auf die Sparrenburg schauen, das war sehr malerisch, als es dunkel wurde und die Burg illuminiert wurde … Von den vielen mittlerweile bekannteren Autoren aus OWL und Bielefeld – kennst du da noch welche, quasi von damals her?

Hellmuth Opitz.

Woher?

Hellmuth kannte ich früher, in meiner Bielefeldzeit, nur aus der Zeitung. Heute kenne ich ihn über DAS GEDICHT und den Anton G. Leitner Verlag.

Jetzt aber ein Schwenk nach München. Welches sind die ersten drei bis fünf Wörter, die dir zu München einfallen?

Initiative Junger Autoren, Geschwister Scholl, Karl Valentin, Isarufer, Schleichdi.

Deine kulinarischen Vorlieben – ein regionaler Vergleich: Pickert oder Semmelknödel?

Vin

??

Montags Pickert mit Rübenkraut, dienstags Semmelknödel mit Rahmschwammerl, mittwochs Wurstebrei, donnerstags Schweinsbraten, freitags Grünkohl, samstags Weißwürscht und sonntags dann Coque au bin …

Na, dieses französische Nationalgericht: coc au bin.

Hast du kein v? 😁

Scheiss Autokorrektur – coc au vin

Macht die Autokorrektur

Jaja …
Currywurst oder Weißwurscht?
Leberkäs oder Falscher Hase?
Pommes oder Reiberdatschi?
Paderborner oder Paulaner?
Pumpernickel oder Brez’n?
Obatzter oder Zwiebelkuchen?
Germknödel oder äh … Pudding?

Kommt aufs Bier dazu an: bei Weißbier nur Weißwürscht, zum Pils die Currywurst. Und nun Schluss mit der Fresserei. Pudding immer wieder gern natürlich. Am liebsten Mandella.

Ok, ich bekomme auch Durst …. 😁 Du betreust nachmittags Schulkinder, hab ich gehört? Ist das quasi Hausaufgabenbetreuung? Oder bringst du ihnen Deutsch bei oder Ähnliches?

Das ist eine Begleitung am Nachmittag, mit gemeinsamem Essen, Spielen, viel Reden, auch Hausaufgaben, vor allem aber mit viel Zeit füreinander.

Das ist für viele Kids sicher wertvoll.
Wie gefällt‘s dir bei den Turmschreibern? Wann genau bist du berufen worden? Wie laufen die Treffen dort ab? Man trifft sich auf ein Bier und liest sich gegenseitig neue Texte vor? Oder plant ihr zusammen Lesungen und Veranstaltungen?

Zu den Turmschreibern wurde ich erst in diesem Frühjahr berufen, daher kenne ich die Gepflogenheiten noch nicht. Im Oktober gibt es die Verleihung des Poetentalers, da lerne ich die Truppe erstmals kennen. Am 23. ist die Verleihung.

Der Countdown läuft. Wie ist die Stimmung da unten bei euch in München? Alles, was irgendwie mit DAS GEDICHT zu tun hat, ist förmlich am Rotieren, unter Hochdruck. Wie geht es dir dabei? Das wird ja schon eine riesige Sache, so viele Dichter an einem Abend. Du wirst ungefähr die Hälfte des Abends moderieren. Eine große Aufgabe. Aufgeregt?

Ich moderiere das ja schon seit einigen Jahren, kenne die allermeisten und empfinde es als eine Art Familientreffen. Da steht ja auch immer einer am Kopf der Tafel und sagt zu jedem aus der Familie ein paar Worte.

Du konntest dich ja kürzlich für die Moderation warmlaufen, du hast eine größere Veranstaltung mit Anton um das »Schnablgwax« herum moderiert?

Ja, das war im Gautinger Kulturzentrum Bosco und lief ab wie ein sehr persönliches Gespräch unter Freunden. Genau das, in Kombination mit Antons Mundartlesung, meinem hochdeutschen Vortrag und der genialen Wirtshausmusik von Maria Hafner hat dem Publikum viel Spaß gemacht.

Sabine, was liest du zurzeit, oder: Was liegt auf deinem Nachtisch und wartet darauf, gelesen zu werden?

Zurzeit lese ich den neuen Roman von Orhan Pamuk, »Die rothaarige Frau«, als nächstes liegt da am Nachttisch ein Buch eines meiner derzeitigen Lieblingsautoren, Catalin Dorian Florescu aus Rumänien. Das Buch ist ein Band mit Erzählungen und heißt »Der Nabel der Welt«.

Konntest du deine eigenen Projekte voranbekommen? Da schwelte doch einiges oder war in Arbeit?

Da schwelt immer noch viel. Grad sitze ich an einem Band mit Künstlerportraits, daneben übersetze ich die Erinnerungen eines Shoah-Überlebenden, und in Vorbereitung ist ein essayistisch-satirisches Buch über meine Erfahrungen mit der geballten Weisheit von Zehnjährigen im Schatten der Bayerischen Landeshauptstadt.

Sehr cool alles. Bist du eigentlich über Weihnachten hier in der Gegend? Dann könntest du am 26. 12. In der legendären Rudolf Oetker-Halle lesen.

Wäre natürlich super, aber Weihnachten sind wir immer alle hier in Gauting.

Na schade, das wär‘s gewesen.
Liebe Sabine, erst mal vielen Dank. Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.

 

Franziska Röchter. Foto: Volker Derlath

Unser »Jubiläumsblog #25« wird Ihnen von Franziska Röchter präsentiert. Die deutsche Autorin mit österreichischen Wurzeln arbeitet in den Bereichen Poesie, Prosa und Kulturjournalismus. Daneben organisiert sie Lesungen und Veranstaltungen. Im Jahr 2012 gründete Röchter den chiliverlag in Verl (NRW). Von ihr erschienen mehrere Gedichtbände, u. a. »hummeln im hintern«. Ihr letzer Lyrikband mit dem Titel »am puls« erschien 2015 im Geest-Verlag. 2011 gewann sie den Lyrikpreis »Hochstadter Stier«. Sie war außerdem Finalistin bei diversen Poetry-Slams und ist im Vorstand der Gesellschaft für
zeitgenössische Lyrik. Franziska Röchter betreute bereits 2012 an dieser Stelle den Jubiläumsblog anlässlich des »Internationalen Gipfeltreffens der Poesie« zum 20. Geburtstag von DAS GEDICHT.


Die »Internationale Jubiläumslesung mit 60 Poetinnen und Poeten« zur Premiere des 25. Jahrgangs von DAS GEDICHT (»Religion im Gedicht«) ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Mit Unterstützung der Stiftung Literaturhaus. Medienpartner: Bayern 2.

DAS GEDICHT Logo

 

Literaturhaus München


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert