Das Lyrikprojekt zur Lutherdekade im Themenjahr 2015
in Kooperation mit Anton G. Leitner | DAS GEDICHT
Leander Beil
Der heiße Atem der Wale
Mit dem ersten Satz ins Blaue treffen,
oder mit einem Satz ins Wasser springen. Was meinst du?
Das Gehirn, die Adern, die sich mit Wasser füllen.
Kühlstäbe um den überhitzten Kern.
Muscheln vergessen, stattdessen das Ohr
an deinen Bauchnabel gelegt,
und das Meer wieder rauschen hören,
mein Blut, das hohe Wellen schlägt in dir,
und die Gischt streckt sich,
streckt sich nach den Plastikflaschen
der Touristen am Ufer.
Und unser einziges Problem bleibt die eine Ameise,
die aus dem Strohhut eine Rennbahn macht.
Immer auf der Flucht vor der Fleisch fressenden Pflanze –
mach ihn endlich aus, den Ventilator!
Den Kopf drehend von Seite
zu Seite. Kein Nein, kein Ja.
Nachts klirren in meinen Barthaaren die Salzkristalle,
und rauben dir den Schlaf.
Während uns rot-braune Sonnenflecken
über die Rücken kriechen. Inseln, ganze Kontinente
zwischen den Schulterblättern. Welche Welt
bleibt schon stehen, wenn wir uns durch die Hitze wälzen.
Und du kannst nicht schlafen,
Kein Wunder.
Morgens die Vögel an diesem Himmel
ein paar kreisende Pixelfehler auf Blau und mehr nicht!
Frühstück mit deutscher Tages-Zeitung
als Tischset, wen interessiert’s!
Am Ende bleibt nichts als einzuschlafen
in der schützenden Handfläche des Ruderboots,
von der man hofft, dass sie sich abends endlich schließt.
© Leander Beil, geboren 1992 in München, lebt in Holzkirchen.