Reisetag

von Ulrich Beck

Brennen bis zum Schluss.
Es ist Nachwinter geworden.
Die kleine Flucht, ein kurzer Flug.
Das Gepäck bleibt liegen.

Leichter Start, die Flügel tragen.
Abschied vom Zählen der Wochentage.
Plötzlich auf immer Sonntag.
Ein schneller Kaffee unter Bäumen

zur Sonne gewandt, die Wärme
der Körper nicht mehr gestemmt
gegen strenge Böen, Rückenwind
ins Blaue: ruhige See.

Dieser Tag, ein einziger Morgen, klar:
Es dreht sich die Welt.
Flügelflattern, noch eine Drehung
und es geht zu Boden.

Mit dem Aufschlag, leicht geöffnet
der Mund, ein leises Gurgeln, schon
verschluckt vom Rauschen der Blätter
an diesem einzigen Morgen, klar:

Das Leben zieht weiter.

Mallorca, Frühjahr 2013

 

© Ulrich Beck, Bremen

2 Kommentare

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich riskiere jetzt einmal eine Frage, die ein Autor in der Regel nicht beantwortet.
    Wir haben heute im Deutschunterricht das Gedicht von U. Beck Reisetag behandelt. Der Kurs besteht aus 26 erwachsenen Studierenden. Nach der ersten Lektüre habe ich die Studierenden gebeten, den Inhalt des Gedichts mit eignen Worten wiederzugeben. Danach wurde es tumultartig, aber lebendig und schön.
    Zwei Lesarten des Gedichtes trafen aufeinander:
    1. Eine Person nimmt sich eine Auszeit für einen Tag und fliegt in den Süden. Nach dem Kurztrip kehrt die Person in seinen Alltag zurück.
    2. Eine Person nimmt sich eine Auszeit für einen Tag und fliegt in den Süden. Auf dem Rückflug stürzt das Flugzeug ab.
    Ist die zweite Deutung möglich?
    Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar. MfG Roland Hermes

    1. Habe das Gedicht gerade als Abituraufgabe analysieren und interpretieren müssen und dabei mit “Mut!” von Wilhelm vergleichen müssen.
      Meine Interpretation, tendiert eher zur ersten Möglichkeit, ich bin dann in Richtung Entgrenzung, Absurdität, Erkenntnis des Lebens usw. aber der Rahmen war schon Hin- und Rückreise.
      Ein anderer Schüler hat aber auch den Tod in der letzten Strophe herausgearbeitet, was ich auch durchaus nachvollziehen kann. Der einzige Aspekt, der nicht ins Bild passen will wäre da meines Erachtens “das Rauschen der Blätter”…

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