Die Reihe »Sinnliche Lyrik« vereint zeitgenössische Gedichte, die mit einem sinnlichen Sprachgebrauch spielen, die in ihrer Körperlichkeit klingen und wirken. Jeden zweiten Monat, jeweils am 25., stellt Sophia Lunra Schnack eine weitere Kostprobe vor – und mit ihr einen neuen Dichter oder eine neue Dichterin.
Frieda Paris
64 gehe für alles sehr weit, Für dieses Lächeln mußte ich / stunden- lang durch die Gärten gehen (Silke Scheuermann)
an dieser Stelle habe ich mich vertippt, schrieb stundenland
denke an Celans Vokabular, sehe nach, ob Wörter mit Stunden- beginnen
wieder schieben sich Margeriten ins Bild (R1)
V1schwarze Büroklammern (grüner Filzstift)
die Gegensätzlichkeit von Rückseite und Notiz auf der Vorderseite
dass sich jene Unvereinbarkeiten, Blumen und Büroklammern, bereits in den Vorstufen abzeichnen und später in den Texten Friederike Mayröckers
ich nenne das Zusammenspiel von R und V entrückte Verknüpfungen als wären ihre Sätze, eine Auffädelung an Vorder- und Rückseiten (wie Fahnen im Wind), in beide Richtungen geschrieben, als gäben sie sich durch vielerlei Ebenen die Hand
lege dann die Wörter an wie Dominosteine bis 1 langes vielgliedriges Gebilde entsteht das mich mit Vergnügen erfüllt : plaisir usw. (FM)
alles ist bereits zerfetzt, der Schreibprozess von Anfang mehrspurig (DOMINO)
in der Lektüre erfahren wir jene Verknüpfungen als bizarre Nachbarschaften, lineare Kompositionen (Eugen Gomringer)
für dieses Handgeben, für alle ihre Nachbarschaften sind die R und V im Entstehungsprozess ihrer Texte Vorbedingung, Vorboten
Zur Autorin: Frieda Paris, geboren 1986 in Ulm. Abitur und Gesellin zur Damenschneiderin in Wald. Seit 2010 lebt sie in Wien. Dort studierte sie Theater,- Film und Medienwissenschaft sowie Sprachkunst. Paris entwickelt Hörspiele (zuletzt »Herzbefellt, ein Nachrufen«, Deutschlandfunk Kultur 2022) und Gedichte, immer nah am Material. Regelmäßig kuratiert und moderiert sie Lesungen. 2020 war sie Finalistin beim 28. Open Mike. »Nachwasser«, diesen März erschienen in der Edition Azur von Voland & Quist, ist ihr Debüt.
Zur Herausgeberin: Sophia Lunra Schnack ist selbst Lyrikerin und zudem Prosaautorin, sie schreibt auf Deutsch und Französisch. Geboren wurde sie 1990 in Wien, wo sie derzeit auch lebt. Studium der Französischen, Italienischen und Deutschen Philologie in Wien, Mulhouse und Bologna. Bisher Veröffentlichungen u. a. in manuskripte, Poesiegalerie, Das Gedicht und Signaturen. Dazu erhielt Schnack 2022 den Rotahorn-Förderpreis.
Ihr Debütroman »feuchtes holz« ist kürzlich bei Otto Müller erschienen. Momentan Arbeit an der Kurzprosasammlung »Worte wie Mandelblüte« sowie am zweisprachigen Lyrikzyklus »wimpern piniengrün – cils vert de pins«.
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