Die Lyriker-Elf von dasgedichtblog unter Leitung von Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-WM am Zuckerhut
Jan-Eike Hornauer
Eröffnungsspiel: Brasilien – Kroatien
Brasilien: mit ’nem Eigentor begonnen!
Symbolkraft schwingt da gleich mal kräftig mit:
Auf Messers Schneide geht der scharfe Ritt,
den sich das Land mit der WM ersonnen.
Millionen statt für Arme für’s Spektakel,
das bringt zwar Glanz, doch auch Protest.
Der Fußball: Kuckucksei im eig’nen Nest,
das bleibt. Als Hauptpunkt oder kleiner Makel.
Zurück zum Spiel: Die Seleção zeigte
im Ganzen bald schon ihre Neymar-Qualität
und wie man so ein Spiel dann letztlich dreht.
Mit Hilfe eines Schiris, der’s vergeigte:
Der Führungselfer war für nichts gegeben.
Zur Halbzeit stand’s – vor ihm – noch eins zu eins.
Ein Unentschieden wäre aber keins,
ein Scheitern wär’s – mit landesweitem Beben.
Da gält’ nicht viel das – wirklich gut gemachte:
exakt ins lange Eck geschossen – Tor
zum Ausgleich. Beinah unnütz käm’ es vor,
dass ihre Zehn das Netz zum Zappeln brachte.
Erlösend drum der Strafstoß, etwa mittig
von Halbzeit zwei. Am Punkt – wer sonst? – Neymar.
Der Schuss ging rein. Und Jubel! Doch war klar:
Ein echter Sieg wär’s nicht, da viel zu strittig.
Das drei-eins, in der Nachspielzeit gefallen,
war folglich mehr als einfach nur Kosmetik.
Es steht für Redlichkeit und Fußballethik,
es lässt den Elferaufschrei (fast) verhallen.
Und wirkt damit vielleicht auch allzu mächtig.
Nun ja, der Schein zumindest ist: gerecht.
Und spannend war das Spiel und echt nicht schlecht!
Als Auftakt so in summa: wahrhaft prächtig.
© Jan-Eike Hornauer, München