Lockdown-Lyrik 145: »Drei Miniaturen« von Eberhard Malwitz, Alex Dreppec und Barbara Höhfeld

»Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der von Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie.

 

Eberhard Malwitz

Arsenale

Arsenale voller Raketen
Fernlenkbare Waffen
Kathedralen, anzubeten
haben sie geschaffen
Flüge zum Mond
Um auf die Erde zu gaffen
Mit Erkenntnis belohnt
Etwas will ihnen nicht gelingen
Corona zu bezwingen

 
© Eberhard Malwitz, Darmstadt

 
 
Alex Dreppec

Lockdown-Mitschrift:
Dialog Vierjähriger/Vater

„Du musst jetzt
dem Meteorit ausweichen“.
„Auch das noch. Das ist schwierig,
wenn der Meteorit groß ist“.

„Er ist groß. Er ist größer als Du
und er spuckt Feuer“.
„Kann ich denn dann derweil
überhaupt noch meinen Kaffee trinken?“

„Ja, wenn Du magst. Aber der Meteorit
kann Deinen Kaffee
versauen“

 
© Alex Dreppec, Roßdorf bei Darmstadt

 
 
Barbara Höhfeld

Hinter der Mundmütze

Ach. Reden?
Ja. Nein.
Reden reicht nicht.
Ich will mehr.

Ja, das Reden
Tut not.
Was aber bliebe davon
Ohne ein Zuhörn?

Was fehlt Dir?
Antwort.
Gegenrede und Rede.
Einfach: Gespräch.

 
© Barbara Höhfeld, Frankfurt

 

 

Zu dieser Reihe: »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung zu den aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise. Wir wollen im Gespräch bleiben, während wir Infektionsketten unterbrechen. Wir wollen die Erfahrung der Vereinzelung miteinander teilen. Wir wollen virtuelle Brücken bauen. Wir wollen das tun, was wir können: dichten, die Welt – und auch die aktuelle Situation – poetisch erfassen.Unser Anliegen ist es in jedem Fall, zu einem Mehr an Besonnenheit beizutragen, zu versöhnen statt zu spalten. Mit Sorge sehen wir überharte Diskussionen, wie sie derzeit online, aber auch offline zu häufig geführt werden. Klar ist uns: Es gehört zu einer Demokratie dazu, Konflikte auszutragen. Aber wir insistieren auch hierauf: Es ist ebenso unerlässlich, sich des Gemeinsamen, Verbindenden bewusst zu sein und zu werden sowie respektvoll miteinander umzugehen.

Uns ist bewusst, dass bereits der Ansatz, zur Corona-Pandemie eine Lyrik-Online-Anthologie herauszugeben, ihre Auswirkungen zeitnah lyrisch zu behandeln, und dies aus verschiedenen Perspektiven sowie in unterschiedlichen Tonlagen, als Provokation aufgefasst werden kann. So ist diese Sammlung keineswegs gemeint. Ihr Thema an sich ist jedoch eben hochemotional besetzt. Für uns, die Herausgeber der Reihe, bleibt trotzdem und gerade deshalb wichtig: Wir wollen Brücken bauen, Perspektiven weiten, der ungewohnten Situation mit poetischen Mitteln und im gemeinschaftlichen Sinne begegnen.

Bleiben Sie gesund!

Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer, Fritz Deppert
 
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.

 

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