Melanie am Letzten – Folge 8: Die Heldensage

Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.

 

Es ist Walpurgisnacht. Eine Nacht, die mit ihrer Namensgeberin, der Heiligen Walburga aber auch gar nichts zu tun hat. Außer, dass der Namenstag der Heiligen im Mittelalter am 1. Mai begangen wurde und diese seltsame Nacht in jenen Namenstag hinein reichte. Heute feiert man den Walpurgistag im Gedenken an die Heilige, die als Nonne in Bayern wirkte, übrigens am 25. Februar. Walburga ist also auch kalendarisch jener unheimlichen Nacht inzwischen entrückt. Trotzdem verwunderlich, wie der Name einer historisch verbürgten Person (ich kann das bestätigen, denn die Heilige Walburga ruht seit über 1200 Jahren in meiner Heimatstadt Eichstätt) mit allerlei Spuk und Zauberei verbunden wird. Bis heute. Zwar funktioniert das mit den Sagen und Mythen im 21. Jahrhundert nicht mehr so gut wie anno dazumal, als die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten. Die DNA Analyse gab es damals auch noch nicht. So blieben historische Gestalten oft geheimnisumwittert, Ereignisse wurden nicht auf Video aufgezeichnet, sondern mündlich überliefert, hier und da ein wenig ausgeschmückt, neu interpretiert oder schlichtweg falsch wieder gegeben. Aber das macht die Heldensagen von einst auch heute noch spannend, reizvoll und irgendwie unerklärlich. Egal, wieviel Wahrheit in ihnen steckt.
 

Deutsches Heldenepos
leicht gekürzt

Als Hagen ihn stieß
wurde Siegfried nervös

Ein Jucken im Rücken
zum Zucken Verrecken

Blutbad an dem
der gebadet in Blut.

Brunhild stocksauer
legt sich auf die Lauer:

Nur Mut! Bald ist die
verfluchte Verwandtschaft tot.

Erst Gelage, dann Gemetzel:
So läuft es halt beim König Etzel.

 
© Melanie Arzenheimer, Eichstätt

 

Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath
Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath
»Melanie am Letzten« wird Ihnen von Melanie Arzenheimer präsentiert. Sie wurde 1972 in Eichstätt / Bayern geboren, wo sie heute noch wohnt. Melanie Arzenheimer arbeitet als Chefredakteurin bei der espresso Mediengruppe Ingolstadt, sowie als freiberufliche Hörfunkmoderatorin.
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Alle bereits erschienenen Folgen von »Melanie am Letzten« finden Sie hier.

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