Für eine neue Netz-Anthologie hat sich das Online-Forum der Zeitschrift DAS GEDICHT, www.dasgedichtblog.de, auf die Suche nach dem Schönen gemacht. Schließlich ist die Kunst seit Jahrhunderten auch eine Instanz der Ästhetik.
Und wenngleich seit längerem eine gewisse Scheu vor dem Schönen im modernen Kunstbetrieb herrscht und Schönheit heute oft reduziert wird auf den schönen Schein, auf das Streben nach Idylle oder die Anbetung getrimmter Körper – möchte die neue Netzanthologie von Redakteurin Sandra Blume der Schönheit in der Kunst einen besonderen Platz einräumen.
Über 40 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben mehr als 100 Gedichte zum Thema »Das flüchtige Schöne einfangen« eingereicht. 16 ausgewählte Texte werden jeden Mittwoch zum Lesen und Hören auf DASGEDICHTblog veröffentlicht und laden dazu ein, jener Schönheit, die beim Betrachter Freude, Trost und Glück – wenigstens für kurze Augenblicke – auszulösen vermag, auf die Spur zu kommen.
Sandra Blume liest: »Sieben« von Harry Weghenkel
Harry Weghenkel
Sieben
Über die Hardt nach Sallmannshausen gehen.
Wo die Großmutter ihre Gräber schmückt.
Lupinenfelder, tief im Wald, zu sehen,
Verharren dort, im Märchen, wie verzückt.
Mit leisem Schritt nach leisen Tieren lauschen,
Stehnbleiben, trifft der Blick das scheue Wild.
Gespräche mit den Bäumen, ihrem Rauschen.
So formt hinter der Stirn sich aus ein Bild,
Auf das zurückgreifen ich kann für immer.
Und in der Stube hock ich über Karten mich,
Gebreitet übern Teppich. Such den Schimmer
Von fremden Ländern, Städten, sommerlich.
Und für den Flug ins All, den längst durchschauten,
Kenn ich die Namen aller Kosmonauten.
© Harry Weghenkel, Lauchröden
Sandra Blume (Jahrgang 1976) hat Geschichte, Kulturwissenschaften und Journalistik studiert. Sie arbeitet seit 2005 als freie Texterin, PR-Beraterin und Theaterdramaturgin. Seit 2013 ist sie Pressesprecherin des Wartburgkreises in Thüringen. Sie hat bei zahlreichen Lese-, Radio- und Theaterveranstaltungen mit einer »lyrischen Zärtlichkeit des Lauschens und Staunens« dem Publikum so manches Gedicht neu eröffnet. 2017 hat sie auf DAS GEDICHT blog bereits die Online-Anthologie »Lyrik rettet den Montag« herausgegeben und hörbar gemacht. Gedichte der Autorin sind in diversen Anthologien zu finden, 2018 hat sie im Landstreicher Verlag den Wandkalender „Beginnende Tage“ mit Texten und Fotografien veröffentlicht.