Lockdown-Lyrik 10: »In Zeiten der Epidemie« von Sandra Blume

»Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der von Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie.

 

Sandra Blume

In Zeiten der Epidemie

Zwischen Krisenstab und Krisenstab
Nach Tagen des Rennens
In besorgter Hektik
Nach Sitzung um Sitzung
Meldung um Meldung
Zahlen um Zahlen –
Ist das Haus auf dem Hügel
An diesem Samstag
Eine sturmumtoste Insel der Ruhe
Auf der wir sitzen und lesen.
Vor den Fenstern biegt der Wind die Bäume
Wirbeln Elstern und Krähen himmelentlang.
Wir lesen die Sorge beiseite
Ertränken die Ängste in schwarzem Tee
Und immer wieder in Umarmungen.
 

[ Anmerkung der Red.: Als Pressesprecherin des Landkreises (Wartburgkreis) waren für Sandra Blume die Tage zuvor sehr hektisch: Krisensitzungen, permanente Bevölkerungsinformation über Presse und Social Media, interne Abstimmungen – das alles lief natürlich sehr hochtourig. Gestern dann konnte sie einmal etwas herunterfahren – und hat sogleich in kürzester Zeit ihren seelischen Ist-Zustand in Verse gebracht. ]

 

© Sandra Blume, Gerstungen-Marksuhl (bei Eisenach)
 

 

Zu dieser Reihe: »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung zu den aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise. Wir wollen im Gespräch bleiben, während wir Infektionsketten unterbrechen. Wir wollen die Erfahrung der Vereinzelung miteinander teilen. Wir wollen virtuelle Brücken bauen. Wir wollen das tun, was wir können: dichten, die Welt – und auch die aktuelle Situation – poetisch erfassen.

Unser Anliegen ist es in jedem Fall, zu einem Mehr an Besonnenheit beizutragen, zu versöhnen statt zu spalten. Mit Sorge sehen wir überharte Diskussionen, wie sie derzeit online, aber auch offline zu häufig geführt werden. Klar ist uns: Es gehört zu einer Demokratie dazu, Konflikte auszutragen. Aber wir insistieren auch hierauf: Es ist ebenso unerlässlich, sich des Gemeinsamen, Verbindenden bewusst zu sein und zu werden sowie respektvoll miteinander umzugehen.

Uns ist bewusst, dass bereits der Ansatz, zur Corona-Pandemie eine Lyrik-Online-Anthologie herauszugeben, ihre Auswirkungen zeitnah lyrisch zu behandeln, und dies aus verschiedenen Perspektiven sowie in unterschiedlichen Tonlagen, als Provokation aufgefasst werden kann. So ist diese Sammlung keineswegs gemeint. Ihr Thema an sich ist jedoch eben hochemotional besetzt. Für uns, die Herausgeber der Reihe, bleibt trotzdem und gerade deshalb wichtig: Wir wollen Brücken bauen, Perspektiven weiten, der ungewohnten Situation mit poetischen Mitteln und im gemeinschaftlichen Sinne begegnen.

Bleiben Sie gesund!

Alex Dreppec, Jan-Eike Hornauer, Fritz Deppert
 
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.

 

Ein Kommentar

  1. Abstand halten sollen Menschen.
    Entspricht das dem Wunsch vieler,
    die es ohnehin nur mit wenigen
    zu tun haben wollten?
    Innere Zustände äusser sich
    unter Umständen, die beschränken.
    Die Natur ist erfüllt im Verschränken.
    Das menschliche Kollektiv
    bereitet ein Korrektiv vor.

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