»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer
Christian Dörr
Budapest 24
Willst du im Jugendstil froh dich baden?
Hier passiert’s – doch der Aufguss der Macht
brennt unbequem in den Augen dir.
© Christian Dörr, München
+ Das Original
Friedrich Hölderlin
Die Kürze
»Warum bist du so kurz? liebst du, wie vormals, denn
Nun nicht mehr den Gesang? fandst du, als Jüngling, doch
In den Tagen der Hoffnung,
Wenn du sangest, das Ende nie?«
Wie mein Glück, ist mein Lied. – Willst du im Abendroth
Froh dich baden? Hinweg ist’s, und die Erd’ ist kalt,
Und der Vogel der Nacht schwirrt
Unbequem vor das Auge dir.
+ Zum Autor
Christian Dörr wurde 1967 in Wertheim am Main geboren und ist in München aufgewachsen, wo er auch heute noch lebt. Studium der Philosophie, Germanistik, Komparatistik und Orientalistik an der örtlichen Ludwig-Maximilians-Universität. Zwischen 1992 und 2005 ausgedehnte Reisen und Aufenthalte im Mittelmeerraum und vorderen Orient, insbesondere Italien, Türkei und Syrien, was sich auch in seiner Lyrik sowie seinem sozialen Engagement niederschlägt. Passend dazu überdies sein Privatstudium der mystischen Traditionen des Sufismus und Hinduismus.
2005 Mitgründer und seitdem Leiter des Hafis e. V., der sich um Bildungschancen junger Migranten im Grundschulbereich kümmert, außerdem Profilpassberater und Berufsfindungscoach (etwa für die Bildungsagentur und Integro e. V.) sowie Ganztageskoordinator für die Grundschule an der Weißenseestraße.
Lyrikveröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften (wie etwa Poesiealbum neu, Literaturseiten München, Rind & Schlegel), dazu drei Solo-Lyrikbände: »Bellerophon« (Verlag der 9 Reiche 2022), »Buddha in Nachbars Garten« (Anthea 2021) und »Melusinen im Kopf« (Anthea 2019).
Seit 2021 produziert Dörr zudem mit Krunoslav Ruf Gedichtfilme, die er auf seinem YouTube-Kanal »Poetrycast« veröffentlicht. Und er übersetzt Schriften der indischen Mystikerin Mirabai ins Deutsche (bisher unveröffentlicht).
»Gedichte mit Tradition« im Archiv
Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.