Wolfgang Oppler (*1956)
- Lyriker aus Unterschleißheim
- Wolfgang Oppler wurde in Rosenheim geboren. Noch während seiner Schulzeit in München wurde er in den Friedl Brehm-Kreis aufgenommen. Als Jurist war er bis 2011 Syndikus einer Bank.Als Schriftsteller verfasst Wolfgang Oppler Gedichte, Kurzgeschichten sowie Puppentheaterstücke für Kinder und Erwachsene. Sein Gedichtbände »Vaschdeggsdal« (1976) sowie »Fangamandl« (1979) sind im Friedl Brehm-Verlag, Feldafing, erschienen. 2007 wurde Wolfgang Oppler er zu den Münchner Turmschreibern berufen.
In loser Folge stellt Franziska Röchter für dasgedichtblog die Teilnehmer des »Internationalen Gipfeltreffens der Poesie« am 23.10.2012 in München vor. In dieser Folge porträtiert sie Gipfelteilnehmer Wolfgang Oppler.
»Meine Gedichte handeln vom Leben, Lieben, Erben und Sterben, vom Alkohol, von der Waschmaschine, von der Zipfelmütze und von heimischer sowie exotischer Fauna.«
Wolfgang Oppler
Wenn man sich Videos mit Wolfgang Oppler anschauen möchte, kann es passieren, dass man bei einem der ersten Funde zunächst irritiert weitersucht. Dieser martialisch in schwarzem Leder und »Chapter-Kutte« gekleidete Motorradfahrer, der mit einem Glas Blaukraut (bei uns hier im nördlicheren Teil heißt es übrigens auch Rotkraut) auf seiner Harley sitzend ein Liebesgedicht in bayerischer Mundart rezitiert, passt auf Anhieb nicht in das herkömmliche ›Bild‹ eines Dichters und zudem Turmschreibers.
http://www.youtube.com/watch?v=pZkywli77ko
Welche Facette ist seine ›wahre‹: die eines nach Freiheit und Abenteuer lechzenden Bikers, die Seite des heimatverbundenen Dialektreimers oder die des kauzigen Schelms? »Alle zusammen, gleichzeitig und auf einmal«, lässt er mich wissen. Das eine ergebe für ihn ohne das andere keinen Sinn. Nach eigenem Bekunden schreibt Wolfgang Oppler Gedichte voller Reime. »Endreime, Stabreime, Stabhochreime.« Er bevorzuge den Jambus, gelegentlich ereigne sich ein Daktylus oder ein Trochäus, selten ein Hexameter. »Die Gedichte handeln vom Leben, Lieben, Erben und Sterben, vom Alkohol, von der Waschmaschine, von der Zipfelmütze und von heimischer sowie exotischer Fauna. Sie handeln von Straftaten und vom öffentlichen Personennahverkehr. Ach ja, und eben vom Blaukraut. Die Orte der Handlungen wechseln. Manches ereignet sich im Hochgebirge, manches im Kaffeehaus, im Wilden Westen oder im Nui.«
»Wenn man Bankjurist und Schreiber ist, muss man beileibe kein Doppelleben führen.«
Wolfgang Oppler wurde in Rosenheim geboren, wuchs in München auf und hat ebenda Jura studiert. Doch im Gegensatz zu manch anderen Schreibkollegen habe er sich nicht getraut, das Gesetzbuch gegen den Lyrikergriffel einzutauschen. »Ich war 27 Jahre in einer Bank tätig, in der Rechtsabteilung.«
Auf die Frage, ob es nicht extrem bemerkenswert sei, wenn ein Vollblutkünstler bei einer Bank arbeite und ob man da nicht so eine Art Doppelleben führen müsse, vor allem wenn es im Brotberuf auf Formalitäten ankomme, entgegnet Wolfgang Oppler: »Nicht unbedingt. Wenn man Bankjurist und Schreiber ist, muss man beileibe kein Doppelleben führen. Auch die Juristerei hat in allererster Linie mit dem Formulieren von Texten zu tun. Die Gruppe der Schriftsteller, die gleichzeitig Juristen waren, ist unzählbar.«
»Zu schreiben begonnen habe ich mit 15«, verrät er, „anfangs Gedichte in Hochdeutsch, später in bayerischer Mundart. Da gab es in den 70ern diesen Kreis junger Autoren aus Bayern und Österreich um Friedl Brehm. Der gab die Literaturzeitschrift »Schmankerl« heraus, wo ich meine ersten Veröffentlichungen unterbrachte. Friedl Brehm spielte damals – nicht nur für mich – eine große Rolle.«
Der Verleger Friedl Brehm war bekannt dafür, dass er selbst im Winter nur leichtbekleidet herumlief, aus Überzeugung. »Ja, das ist er«, bestätigt Wolfgang Oppler. »Man kann sagen, der Friedl Brehm hat in allen Dingen immer genau das Gegenteil von dem gemacht, was alle anderen taten. Er hat als Verleger vor allem denen eine Plattform geboten, die nirgends anders eine Chance hatten, weil die Dinge, die sie zu sagen hatten, und weil auch die Art, wie sie es sagten, so gar nicht ins Bild des damals herkömmlichen Literaturbetriebs passten.«
Zwei Lyrikbände von Wolfgang Oppler sind im Friedl Brehm-Verlag erschienen. Sein zweiter Band »Fangamandl« ist im Jahr 1979 erschienen. Urkomische Illustration auf dem Cover und auch im Buch, von Wolfgang Oppler selbst angefertigt, begleiten Sätze – in phonetischem Bayerisch natürlich – wie: »Hand und Fuß ist Apfelmus«. Hat der Vers »Do dadiadada« etwas mit Dada zu tun? Es macht Spaß, sich diese Mundartgedichte laut vorzulesen und hinter den Sinn zu kommen, sehen sie doch auf den ersten Blick für manchen Nicht-Bayern sehr hieroglyphisch aus. Wenn man diese Texte zusätzlich vom Autor hört, dann entfalten sie ihre volle Wirkung.
http://www.youtube.com/watch?v=NfQP4oQAszs
Wolfgang Oppler hat zwei erwachsene Söhne. Er habe sich nie aus Oberbayern wegbewegt, er lebe seit 25 Jahren in Unterschleißheim im Landkreis München. »Ja, das Motorradfahren spielt eine große Rolle, das ist eine Leidenschaft bei mir. Eine andere Leidenschaft sind die Biergärten, was ich im Gegensatz zum Motorradfahren auch immer wieder literarisch verarbeitet habe.«
http://www.youtube.com/watch?v=U0bcLvyZLXw&feature=plcp
»Lange Zeit habe ich Puppentheaterstücke geschrieben, zumeist gereimt, erst für Kinder, dann für Erwachsene. Die Stücke haben so eindrucksvolle Titel wie ›Die blaue Blechrevue‹ und ›Wie der Haufen des Räuberhauptmanns Wastegupp den Zug des Grafen Philipp Reaucourt überfiel‹. Mit meinem mobilen Ein-Mann-Puppentheater, der ›Compagnie Comédiènne des Poupées Petites‹, bin ich eine Zeitlang aufgetreten. Ich war gleichzeitig Autor, Requisitenbauer, Regisseur, Beleuchter, Tontechniker, habe alle Rollen gespielt und war – das war wohl der anspruchsvollste Job – auch noch Inspizient. Nur die Theaterbühne selbst stammte nicht von mir, sondern wurde mir von meinem damaligen Wohnungsnachbarn gebastelt.«
»Ich war 25 Jahre lang ein sogenannter S-Bahn-Schreiber.«
Heute schreibt Wolfgang Oppler seine Gedichte eher wieder in Hochdeutsch. Außerdem schreibt er Kriminalromane. Einer ist fertig, sucht einen Verleger. Ein weiterer ist im Entstehen. Der Held ist ein Detektiv, dem es nicht ganz leicht fällt, sich in dieser Welt zu behaupten. Seine literarischen Werke entstehen an ungewöhnlichen Orten: »Ich war 25 Jahre lang ein sogenannter S-Bahn-Schreiber. In dieser Zeit ist das meiste, was ich geschrieben habe, morgens und abends bei der täglichen S-Bahn-Fahrt entstanden. Freunde hatten mir damals geraten, meinen Wohnsitz noch eine halbe Stunde weiter von meinem Arbeitsplatz zu suchen, damit ich eine längere Fahrzeit und damit mehr Zeit zum Schreiben habe. Auch im Biergarten schreibe ich gern. Aber nur bis zur zweiten Maß, danach werden die Ergebnisse zu abstrus.«
Auf seine urigste Erinnerung als Lyriker angesprochen, zeigt Wolfgang Oppler zum Abschluss des Gesprächs noch einmal, wie man mit einem gesunden Sinn für Humor Poesie und Jura vereinen kann: »Als Student hab ich mal eine Strafrechtsklausur von vorne bis hinten in Reim und Versmaß geschrieben. Wenn ich mich nicht täusche, haben die das in der LMU München in ihre Kuriositätensammlung aufgenommen.«