Der Montag ist der unbeliebteste Tag der Woche. Für die meisten Deutschen zumindest. Der Montagsblues ist viel besungen und beschrieben – und tatsächlich kommen viele am Montag noch schlechter aus dem Bett als an anderen Tagen. Montags gibt’s die meisten Krankmeldungen, Unfälle und Herzinfarkte, sogar E-Mails sollen montags mehr Schreibfehler enthalten. Höchste Zeit also, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zwölf Wochen lang möchte DAS GEDICHT blog den Montag verschönern – mit Lyrik morgens um sieben. Zwölf Gedichte rund um Freude und Leid am Morgen, ausgewählt und gesprochen von Sandra Blume, sollen das Aufstehenmüssen versüßen.
Einfach noch einmal kurz ins Kissen lehnen, die Augen schließen und mit einem Gedicht die Sonne aufgehen lassen.
Sandra Blume liest: »Ein Sonnenaufgang« von Stefan George
Stefan George
Ein Sonnenaufgang
Vor kurzem entzündete sich
Auf dunklem ofen des himmels
Nach kalter winternacht
Die neue sonne.
Nun zeigt sie sich im ersten leuchten
Sie schimmert still.
Mit den wolken die sie umflattern
Die ihren glanz widerspiegeln
Erhellet sie spärlich
Die morgendämmerung.
Schnell verstärkt sie sich
Und die farbigen vorhänge
Die ihr zu nah kommen
Erfasst und sengt sie.
Darauf erfüllt sich
Die ganze luft mit grauem
Undurchdringlichem rauch.
Es wächst und wächst wärme und licht
Bis endlich alles – wolken und nebel
In unendlicher feuersbrunst
Lohend verschlungen werden
Und ohne fremde nahrung
Durch eigene kraft allein
Die flammende scheibe strahlt.
Stefan George (1868 – 1934)
Eigene lyrische Texte und Fotografien veröffentlicht sie seit 2016, insbesondere auf ihrem Blog www.herzhuepfen.com sowie unter ihrem Namen auf facebook. Im Münchner Schillo Verlag sind aktuell zwanzig ihrer Gedichte in einer Anthologie erschienen.
Alle bereits erschienenen Folgen von »Lyrik rettet den Montag« finden Sie hier.