Der Montag ist der unbeliebteste Tag der Woche. Für die meisten Deutschen zumindest. Der Montagsblues ist viel besungen und beschrieben – und tatsächlich kommen viele am Montag noch schlechter aus dem Bett als an anderen Tagen. Montags gibt’s die meisten Krankmeldungen, Unfälle und Herzinfarkte, sogar E-Mails sollen montags mehr Schreibfehler enthalten. Höchste Zeit also, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zwölf Wochen lang möchte DAS GEDICHT blog den Montag verschönern – mit Lyrik morgens um sieben. Zwölf Gedichte rund um Freude und Leid am Morgen, ausgewählt und gesprochen von Sandra Blume, sollen das Aufstehenmüssen versüßen.
Einfach noch einmal kurz ins Kissen lehnen, die Augen schließen und mit einem Gedicht die Sonne aufgehen lassen.
Sandra Blume liest: »Für und für« von Detlev von Liliencron
Detlev von Liliencron
Für und für
Im ersten matten Dämmer thront
Der blasse, klare Morgenmond.
Den Himmel färbt ein kühles Blau,
Der Wind knipst Perlen ab vom Tau.
Der Friede zittert: ungestüm
Reckt sich der Tag, das Ungetüm,
Und schüttelt sich und brüllt und beißt
Und zeigt uns so, was leben heißt.
Die Sonne hat den Lauf vollbracht,
Und Abendröte, Mitternacht.
Im ersten matten Dämmer thront
Der blasse, klare Morgenmond.
Und langsam frißt und frißt die Zeit
Und frißt sich durch die Ewigkeit.
Detlev von Liliencron (1844–1909)
Eigene lyrische Texte und Fotografien veröffentlicht sie seit 2016, insbesondere auf ihrem Blog www.herzhuepfen.com sowie unter ihrem Namen auf facebook. Im Münchner Schillo Verlag sind aktuell zwanzig ihrer Gedichte in einer Anthologie erschienen.
Alle bereits erschienenen Folgen von »Lyrik rettet den Montag« finden Sie hier.