Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.
Ob mit oder ohne Zuschauer im Stadion – das Elend ist doch immer das selbe zum Ende einer Saison im Profi-Fußball. Und es geht jetzt nicht darum, dass der Deutsche Meister seit gefühlten 134 Jahren FC Bayern München heißt. Nein. Die echten Tragödien spielen sich grundsätzlich im Tabellenkeller ab. Dort, wo das Abstiegsgespenst lauert, da geht es um das nackte Überleben, um die Ehre des Vereins und um die Treue der Fans… wenn man die romantische Brille aufsetzt. In Wahrheit geht es doch meistens ums Geld. Und das wird naturgemäß weniger, wenn man von Liga Eins in Liga Zwei absteigt (von Liga Drei reden wir mal gar nicht, da müssen die Spieler ja schon fast einen Fiat Punto als Dienstwagen fahren, so ärmlich ist dort das Geschehen).
Geld kann offenbar leistungsfördernd wirken. Im Umkehrschluss kann die Aussicht auf weniger Geld die Leistungsfähigkeit eines Profi-Sportlers negativ beeinflussen. So ein Abstiegsszenario hat daher verheerende Auswirkungen auf die Performance des Fußballers – aber nicht, weil er Angst davor hat, nach einem Abstieg weniger zu verdienen. Von wegen. Er spielt nach diesem Abstieg ja gar nicht mehr für den Verein. Also ist der Abstieg das Ziel – damit er aus seinem Vertrag raus kommt und auch in der neuen Saison in Liga Eins kicken darf. Solche Verhaltensmuster sollen gerade zum Saisonende schon beobachtet worden sein. Wie wäre es also mit einem radikalen Vorschlag? Einer Abstiegsverpflichtung? Ganz einfach: Jeder Profi, der mit einem Club einen Vertrag abschließt, muss sich verpflichten, nach einem Abstieg mindestens ein Jahr lang weiter für den Verein zu spielen. Für weniger Geld natürlich. Und es muss sicher gestellt sein, dass er sich dann in der neuen Saison nicht ständig krank schreiben lässt, wegen Männerschnupfen oder so. Vielleicht hätten auch diese Aussichten Auswirkungen auf die Performance im Abstiegsk(r)ampf.
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© Melanie Arzenheimer, Eichstätt
»Melanie am Letzten« wird Ihnen von Melanie Arzenheimer präsentiert. Sie wurde 1972 in Eichstätt / Bayern geboren, wo sie heute noch wohnt. Melanie Arzenheimer arbeitet als freiberufliche Journalistin, Autorin und Hörfunkmoderatorin.
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