Am morgigen Sonntag, den 26.11.2017, widmet sich die Sendung »Evangelische Perspektiven« auf Bayern 2 dem Band 25 von DAS GEDICHT, »Religion im Gedicht«. Von 8.30 bis 9.00 Uhr berichtet Redakteur Matthias Morgenroth über die Jubiläumsausgabe.
DAS GEDICHT Bd. 25: Religion im Gedicht. Ein Vierteljahrhundert DAS GEDICHTIn der Beschreibung zur Sendung heißt es: »Worte bauen die Welt. Gedichte verdichten das Leben. Damit aus dem Sein Bedeutung wird. Vor zweihundert Jahren wollten die Romantiker Religion und Leben durch Dichtung revolutionieren. Und heute finden viele ihre ›Gedanken zum Tag‹ nicht in der Kirche, sondern in Roman, Geschichte und Gedicht. Poesie hat immer wieder neu den Anspruch, das Unsagbare auf den Punkt zu bringen. In der ›Poesie-Therapie‹ erleben manche das ganz konkret: Was machen Worte mit der Seele – und was macht es mit einem, wenn das, was in der Seele schlummert, in Worte gefasst werden darf – in Gedichte? Die jährlich erscheinende Zeitschrift ›Das Gedicht‹, die vom Lyriker Anton G. Leitner herausgegeben wird, feiert heuer 25. Geburtstag und widmet sich in der Jubiläumsausgabe ganz gezielt der Religion in der Dichtung. Leben, Worte, Religion – wie hängt das zusammen?«
Vers der Woche
von Anton G. Leitner, Weßling
Dem schwarzen Vater blüht ein roter Sommer: Begonia semperflorens, Gottes Auge oder auch Eisbegonie genannt, die Immerblühende. »Warum Eis?«, frag ich laut, und mir antwortet eine Amsel in mehreren Strophen, denn Vater, mein Lehrer, spannt heute aus mit seiner Nachhilfe unter der Erde, aber er ist mit seinem Latein noch lange nicht am Ende, kommuniziert mit mir vielleicht auch noch über jene Waldameise, die gerade meine Nackenhärchen krault, verdächtig sanft. Und dann hab ich ihn auf einmal im Ohr, auf meinen Highend-Stöpseln. Er legt sich in Stereo satt über Maggie Reillys zarte Tonspuren: Oldfields Moonlight Shadow überlagert von Vaters Bavarian language, very sophisticated. Bua, sagt er, die blian bis zum Frosdd, und ich beginne stante pede zu frösteln beim Gedanken an den Winter. Bua, gib obachd, dass di need obiesld, des duad saggrisch wä, i sogds da! Jetzt meint er wohl die Waldameise. Er sieht offenbar wirklich alles durch die göttlichen Augen der Begonien. Aber bis ich mich übers Smartphone auf Tante Google über Ameisenpisse im Besonderen und über die Funktion von Ameisen im Ökosystem als Säende und Aasentferner im Allgemeinen informiert habe, hat sie mich schon gezwickt, dieses kleine Miststück. Es soll angeblich als Waldameisin auf der Roten Liste stehen, also vom Aussterben bedroht sein, wovon ich heute allerdings noch nichts bemerken kann – womit wir schon wieder mal beim Rotsehen wären. Passt nur schwer in meinen Kopf, denn von den sechsbeinigen Krabblern, die sich auf über zehntausend Arten verteilen, sollen insgesamt zehn Billiarden auf der Welt leben. Wenn die alle auf einmal anfangen würden zu biesln bzw. zu zwicken, na dann Gute Nacht, schöne Bäuerin!, aber das werden sie schon nicht tun, weil sie aussterben werden, denn von Vater habe ich auch seinen donquijotesken Optimismus geerbt und glaube deshalb an das Gute in jedem hundertsten Tier und in jedem tausendsten Menschen.
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