Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich, Folge 19: »Stancus Elfmeter«

Die Lyriker-Mannschaft von DAS GEDICHT blog mit Kapitän Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-EM unterm Eiffelturm

 

Hellmuth Opitz

Aus der Reihe »Fußballkunstwerke« heute:
Stancus Elfmeter

Eigentlich zum Gähnen, die Rumänen:
nicht ganz schlecht und nicht ganz gut.
Man hört, sie rauchen in der Halbzeit,
Rotwein fließt in der Kabine, dies aber
auch der einzige rumänische Ausbruch.

Man muss sich schon an andere Dinge halten:
die Tore, bislang Elfmeter allesamt, trocken,
anders als der Wein, von Stancu kühl verwandelt,
die neue Sachlichkeit, ein Schönheitsgeizer.
Doch sowas reicht schon gegen Schweizer.

Interessanter ist es, über Namen nachzudenken,
die bei Rumänen oft auf »U« enden, dem Vokal,
dumpf wie der Ruf des Uhus, allein der Name
des Torwarts: Tătărușanu. Hieß früher nicht
die Stadtguerilla so? Oder war’s Tupamaro?

Egal. Die rumänische Aufstellung – phonetisches
Sumpfgelände: Sapunaru, Chipciu, Keseru.
Doch wer da frühzeitig von Untergang unkt,
dem sei gesagt, ein Trikotzupfer reicht,
dann heißt es wieder: Ulfmeter. Stancu.

 
© Hellmuth Opitz, Bielefeld

(Zu den beiden bisherigen Rumänien-Spielen: Rumänien – Schweiz, Endstand 1:1, und Frankreich – Rumänien, Endstand 2:1. Beide rumänischen Tore wurden durch Stancu-Elfmeter erzielt.)

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Die EM 2016 lyrisch zu kommentieren, und dies schnell und in doppeltem Sinne fachkundig (mit poetischem und fußballerischem Verstand), mit Witz und Eifer, voll Leidenschaft und auch mal mit distanziertem Blick, dies hat sich das Lyriker-Team um Kapitän Jan-Eike Hornauer zum Ziel gesetzt. Es besteht aus: Michael Hüttenberger, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Alex Dreppec und Matthias Kröner. Und damit durchgängig aus bewährten poetischen Fußball-Kommentatoren: Sie alle waren bereits in der Lyriker-Elf von DAS GEDICHT blog dabei, die vor zwei Jahren den Weg der deutschen Nationalmannschaft zum vierten Stern auf dem Versfuß begleitet hat, spielerisch, euphorisch, kritisch – und mit einer Mannschaftsstimmung, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Und sie alle haben sich blitzschnell dazu bereit erklärt, auch heuer wieder ihre Kugelschreiber rollen zu lassen bzw. am Laptop ihre Silben knallhart in die Ecken der weißen Blätter zu hämmern. Kein Zögern gab es und keine Absage. Der Teamgeist von 2014 ist immer noch da – bei uns und gewiss auch bei den Jungs aus der DFB-Elf. Mögen dort auch einige Spieler durch neue ersetzt worden sein, und mag unser Team zum »kleinen« Turnier auch mit kleinerer Besetzung auflaufen.

Alle bereits geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur EM 2016 in Frankreich« finden Sie hier. Und selbstverständlich können Sie auch nach wie vor den kompletten Weg zum vierten WM-Titel poetisch nachvollziehen, und zwar hier: »Vom Leder gezogen – zur Fußball-WM 2014 in Brasilien«.

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