Gedichte für Kinder – Folge 100: Sechs unveröffentlichte Gedichte für Kinder von Peter Wawerzinek

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Die AA-Meise

Die AA-Meise
Jule Hopf
auf Reise
(so viel hat die Weise
in ihrem Kopf
für Eventualitäten
man kann sich
ja verspäten)
reist nie
ohne
ihren
AA-Meisen-Zug-Verreise-Topf

 

 

Bebra Brüll

Das
Bebra
Bertram Brüll
ist nur still
wenn
das Bebra
Brüll
stüll
sein
wüll

 

 

CeCe-Fliege

CeCeFliege
Vicky Brumm
frisst sich
so
sie hat
an Käsewurst
knüppelsatt
ja
knüppelsatt
frisst
sich die
Brumm
immer
schön
um die
Wurst
am Käse
herum.

 

 

Jotta jott

Das Jotta-Jottchen
aus Jot-Weh-Dee
brach sich
beim J-oggen
einen Zeh.

Drauf brach sich
das Jotta-Jott
beim Jour Fixe
den rechten Arm
wie nix

Nun stöhnt
das Jotta-Jott:
Herr-Jemi-Jechen
oh-mir-armes-Lottchen
tu mir bloß keiner weiter weh
ich bin es doch nur
das Jotta Jott
aus Jott-weh-dee

Drauf öffnet sich
der Himmel jäh
Jott spricht
zu Jotta Jott
von seiner joldenen Leiter

Sein Ton ist heiter:
Jotta Jott
aus Jott-weh-dee
dein
Wünschen
geht
okay

 

 

Frau Kara Momo

Frau Kara Momo
war in Kara Mell
am Kara Biner
sehr sehr schnell
und auch am
Kara-Oke-Mikrophon
nun quert die alte
Kara-Dame mit samt der ollen
Kara-Wane die Wüste
Kara-Kum.

Ich möchte
sagt die Kara-ffe
es bis Karat-Schi schaffe
und einmal um
den Kara-See
herum,
wenn ich
von hier bis Kara
kumm

 

 

Oh-Bär

Der Ober Oh-Bär
ist baff erstaunt, dass Wind auf
Oh-Land heult und rötlich raunt
die Sonne hinterm Oh-fen greint
und grünlich nur der Oh-Wal weint.
Oh-Bär Oh-Bär, ruft da eine Frau
was ist mit meinem vor Stunden
schon bestellten Himmelblau?
Oh-ja-oh-ganz-genau
antwortet der Ober
o-bärig der Frau

 

 

© Peter Wawerzinek

 

Peter Wawerzinek wuchs an der Ostsee auf und ging im Vogtland in die Lehre. Danach studierte er an der Kunsthochschule Berlin Textilgestaltung und hatte später alle möglichen Berufe. So war er zum Beispiel Hausmeister, Briefträger, Lastwagenfahrer und Zugkellner. Seit 1987 schreibt er ernsthaft und hat seither zahlreiche Bücher veröffentlicht, zuletzt den Gedichtband für Erwachsene mit dem Titel „Letzte Buchung“. Zur Frage, warum er auch Gedichte für Kinder schreibt, sagt er: „Weil ich mir innerlich mein Kindsein bewahrt habe, weil Lieder und Reime am besten behalten werden und weil ich mir gut vorstellen kann, wie meine Zeilen munter gesungen werden und Kindern im fröhlichen Lauf voraneilen.“

 

Uwe-Michael Gutzschhahn

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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