Gedichte mit Tradition, Folge 167: »Der Jaguar«

»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer

 

Gabriele Trinckler

Der Jaguar

Dort, wo er pirscht, trifft er auf Feuerwände,
er flieht, sucht in dem Lodern einen Spalt.
Ihm ist, als gäb es tausend neue Brände
und hinter tausend Bränden keinen Wald.

Für Soja, Palmöl, Gold, Mangan und Gülle
verliert der Jäger seinen Lebensraum.
Es ist die Gier nach Geld in Hüll’ und Fülle.
In Flammen steht bald Baum um Baum um Baum.

Nur manchmal heben sich die dicken Schwaden,
enthüllen Stümpfe, Asche, schwarzen Stein.
Hier sah er früher Tapirbeute baden.
Wer nicht entkommt, hört auf zu sein.

 

© Gabriele Trinckler, München
 

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Gedichte mit Tradition»Gedichte mit Tradition« im Archiv

Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.

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