Gedichte mit Tradition, Folge 246: »Fischerweise« von Philip Saß

»Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie«: eine fortlaufende Online-Anthologie, zusammengestellt von Jan-Eike Hornauer


Philip Saß

Fischerweise

Herrn Fischer fechten Sorgen
und Kram wie Gram nicht an,
drum fährt er jeden Morgen
als Schaffner mit der Bahn.

Da lagert rings noch Friede
im Zug aus Offenbach;
er ruft mit seinem Liede
die müden Pendler wach.

Er schreitet stramm zu Werke,
mit stolzgeschwellter Brust:
Die Arbeit gibt ihm Stärke,
die Stärke Lebenslust.

Wenn wer aus dem Gewimmel
sich falsch zu fahren traut,
dann gnad’ ihm Gott im Bimmel,
dann wird Herr Fischer laut.

Des Zuges Bremsen gellen,
dann wirft er resolut
den ärmlichen Gesellen
tief in des Maines Flut.

Betrüger, spar die Tücke,
er ist ein schlauer Wicht:
Spiel nicht mit deinem Glücke,
Herrn Fischer narrst du nicht!


© Philip Saß, Dänischenhagen

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Zu dieser Reihe: »Gedichte mit Tradition – Neue Blätter am Stammbaum der Poesie« ist eine Online-Sammlung zeitgenössischer Poeme, die zentral auf ein bedeutendes Werk referieren, ob nun ernsthaft oder humoristisch, sich verbeugend oder kritisch. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge der von Jan-Eike Hornauer herausgegebenen Open-End-Anthologie. Alle bereits geposteten Folgen finden Sie hier.



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