GIPFELRUF
Folge 2: Franziska Röchter

Franziska Röchter (*1959)

  • Lyrikerin aus Verl
  • www.franzis-litfass.biz
  • Franziska Röchter studierte in Paderborn und Nottingham. Heute lebt sie in Nordrhein-Westfalen. 2003 war sie Siegerin des Lyrikwettbewerbes der Stadtbibliothek Gütersloh, 2008 zweite Jahressiegerin des Christel-Lechner-Alltagsmenschen
    Literaturwettbewerbs in Rheda-Wiedenbrück. Nach zahlreichen Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften und Online-Magazinen legte Franziska Röchter im Jahr 2009 mit »hummeln im hintern« ihren ersten lyrischen Einzeltitel vor. Es folgten eine Poesie-CD (»nacht der hunde – sangre y pan«, Wunderwaldverlag, 2011) sowie ein Slam-Poetry-Buch (»haben sie komfortstatus?«, Wunderwaldverlag, 2011). Franziska Röchter veröffentlichte außerdem zwei Bände in ihrem eigenen Kleinverlag: »Der Fisch ist Käse – Veggie? Voll logisch!«, chiliverlag, 2012, sowie »Pfeffrige Sünde – Habanero Red«, chiliverlag, 2012.

Für dasgedichtblog stellt Franziska Röchter die Teilnehmer des »Internationalen Gipfeltreffens der Poesie« am 23.10.2012 in München vor. Um die Lyrikerin und dasgedichtblog-Redakteurin besser kennenzulernen, haben wir sie als Erste gebeten, unseren dasgedichtblog-Fragebogen auszufüllen.

Franziska Röchter. Foto: by joespics

Lyriker-Steckbrief

Name / Vorname: Röchter, Franziska

Geburtsdatum: Moment mal … auf jeden Fall im letzten Jahrhundert …

Geburtsort: Inmitten des schönen Weserberglandes

Augenfarbe: grün-braun

Größe: 1,56 cm (also klein und chillig)

Wohnort (mit Bundesland): Verl (mit V), Nordrhein-Westfalen

Aktueller Gedichtband (mit Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Jahr und Verlag): Oh, vielen Dank, die Frage erinnert mich daran, dass ich dringend auch mal wieder etwas für mich selbst tun müsste. Nach »hummeln im hintern« (Poesie 21, Steinmeier, Deiningen, 2009) folgten eine Poesie-CD (»nacht der hunde – sangre y pan«, 2011) sowie ein Slam-Poetry-Buch (»haben sie komfortstatus?«, 2011) in einem Kleinstverlag (Wunderwald). Was mich nicht davon abhielt, auch selbst eine kleinverlegerische Überzeugungstat in Form eines Vegetarierbuches (»Der Fisch ist Käse – Veggie? Voll logisch!«) sowie eines erotischen Gedichtbändchens (»Pfeffrige Sünde – Habanero Red«) zu begehen.

23 Fragen an die Lyrikerin Franziska Röchter
und ein Satz zum Ergänzen

1. Wann sind Sie zum ersten Mal mit einem Gedicht in Kontakt gekommen?

Das war als kleines Kind in Form von Weihnachtsgedichten und Liedgut wie zum Beispiel Theodor Storms »Knecht Ruprecht«, Anna Ritters »Vom Christkindl« oder Eichendorffs »Weihnachten«, welche mir meine Mutter oder auch meine Tante vorerzählt haben. Aber auch Kindergebete und Gutenachtsprüche für Kleine in Versform bekamen wir zu hören.

2. Haben Sie den ersten Kontakt mit Lyrik in positiver oder negativer Erinnerung?

Den habe ich in positiver Erinnerung: meine Mutter sagte uns in der Vorweihnachtszeit Gedichte auf oder sang auch etwas vor, dabei brannte meist eine kleine Kerze und es gab sehr leckeres von meinem Vater selbstgebackenes österreichisches Weihnachtsgebäck wie Husarenkrapferl, Vanillekipferl, Makronen oder Spritzgebäck. Auch vor dem Schlafengehen bekamen wir kleine Kindergebete in Gedichtform vorgesprochen. Da war ich vielleicht drei oder vier Jahre alt.

3. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben und wie lautet dessen Titel?

Das war mit circa 14 oder 15 Jahren, es wurde in karierte Schulhefte geschrieben, die ich im Kleiderschrank unter der Wäsche versteckte. An den Titel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es triefte vor Herzschmerz, Liebesschmalz und Weltuntergangsstimmung aus der Schranktür heraus und die Wäsche bekam Fettflecken.

4. Wo haben Sie Ihr erstes Gedicht veröffentlicht?

Während der Schulzeit wurden bereits Mitschüler und Lehrer bedichtet, für die Schülerzeitung oder ähnliches. An der Uni gab es Creative Writing Seminare mit sehr talentierten Professoren, und wir haben gemeinsam Oden von John Keats oder Percy Bysshe Shelley persifliert und in einem kleinen Heft veröffentlicht, das war ein großer Spaß.

5. Was haben Sie der Lyrik zu verdanken?

Ein spannendes, interessantes und abwechslungsreiches Leben. Und irgendwo gibt’s diesen Rettungsanker: Wenn mal gar nichts mehr geht, hat man immer noch die Freiheit, ein Gedicht zu schreiben. Aber vorher natürlich auch schon.

6. Was treibt Sie zum Schreiben von Gedichten an?

Verschiedene Dinge: ein Kommunikationsbedürfnis, das Bedürfnis, mich künstlerisch zu betätigen, vielleicht ist es auch so eine Art Reproduktionsdrang oder der Wunsch, seinen Kindern etwas zu hinterlassen. Das Bedürfnis, von Gleichgesinnten verstanden zu werden. Natürlich ist die eigene Lyrik auch so eine Art Tagebuch, man kann später noch wiederfinden, was einem irgendwann besonders wichtig war.

7. Was macht für Sie den Reiz der Poesie aus?

Beim Lesen von Gedichten muss man sich ohne große Vorbereitung von jetzt auf gleich in eine Situation oder ein Gefühl hineinbegeben, das heißt, Gedichte zu rezipieren erfordert Flexibilität und Empathie. Man kann sehr viel über die Person des Dichters erfahren, das ist spannend. Beim Schreiben kann man mit Gedichten Bilder malen, (s)einem Lebensgefühl Ausdruck verleihen und vor allem andere Menschen damit beglücken, ihnen manchmal sogar Lebenshilfe oder Trost damit spenden. Dies funktioniert besonders gut, wenn ein Gedicht wirklich eine Aussage hat und nicht nur ein verkünsteltes Sprachgebilde ist.

8. Ihr Lieblingsschriftsteller?

Bei der Fülle an Autoren wäre es unangemessen, nur einen zu nennen. Wer mich am meisten beeinflusst hat: Astrid Lindgren mit ihrer »Pippi Langstrumpf«, aber auch Enid Blytons »Fünf Freunde«-Abenteuer habe ich früher verschlungen.

9. Ihr Lieblingskünstler?

Dali, Picasso, Magritte und viele mehr.

10. Ihr Lieblingsmusiker?

Hubert von Goisern. Hubert von Goisern. Hubert von Goisern. Und meine beiden Söhne.

11. Ihr Lieblingsfilm?

»The Shining« mit Jack Nicholson (GB, 1980) von Stanley Kubrick, und … und … und … Ich liebe Mr. Bean!

12. Ihre Lieblingsfarbe?

Rot.

13. Ihr Lieblingswort?

Sonne.

14. Ihr Lieblingsvers?

»aumam we can make a change / in pieces by pieces« aus dem Song »afrika« in dem Album »iwasig« von HvG (2001/02).

15. Ihr Lieblingsgedicht?

»Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen« von Rainer Maria Rilke (aus: »Das Stundenbuch«, 1905).

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Natürlich gibt’s auch andere.

16. Ihr größter Fehler?

Eine gewisse Maßlosigkeit in sämtlichen Dingen, was natürlich nicht ohne Folgen bleibt.

17. Was loben Ihre Freunde an Ihnen?

Meine unterschiedlichen »energetischen« Facetten, meine manchmal unorthodoxe Art, mit dem Leben klar zu kommen und Schwierigkeiten nicht aus dem Weg zu gehen. Ein mir bekannter Dichter formulierte es so: »Die personifizierte Penetranz im positiven Sinne.« Das war lieb gemeint.

18. Mit wem würden Sie gerne gemeinsam auftreten?

Da gibt es viele. Mit jedem Literaten oder Künstler, der mich auch als Mensch interessiert. Eine Lesung mit Ben Becker zum Beispiel wäre eine Herausforderung. Andere zu nennen, käme Anbiederei gleich.

19. Wem möchten Sie nicht in der Sauna begegnen?

Ich schwitze lieber durch Eigenbewegung, von daher stellt sich mir die Frage nicht.

20. Welcher Vorzug von Ihnen wird verkannt?

Keiner. Ich bin so, wie ich bin. Das sieht man doch.

21. Was war Ihr bislang schönstes Erlebnis mit einem Gedicht?

Das war, als ich über meine erste Veröffentlichung in DAS GEDICHT benachrichtigt wurde, das war für mich der Hammer. Ich sprang mehrere Tage euphorisiert und aufgedreht in der Gegend herum, als hätte ich gerade im Lotto gewonnen. Hatte ich ja auch.

22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass ich jeden Tag einen Wunsch frei hätte.

23. Welche Nebeneffekte im Literaturbetrieb wären für Sie verzichtbar?

Eitelkeiten, false friends und das kuriose Schachern um das dickste Stück Torte. Ich bin ein Verfechter der individuellen Originalität. So vieles im Leben ist halt nur mäßiger Abklatsch, Raubkopie. Ich mag originelle und außergewöhnliche Menschen.

Und zum Abschluss eine Satzergänzung:

Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich…
…immer wieder alles genauso machen. Allerdings würde ich mir schon in jüngeren Jahren mehr Möglichkeiten für künstlerische Entfaltung wünschen: ein Tier, ein Klavier, mehr Raum. Aber vielleicht entstehen so endlose Weiten im Kopf.

 

 

Franziska Röchter
hummeln im hintern

Verlag Steinmeier, Deiningen, 2009
64 Seiten
ISBN 978-3-939777-46-5
Euro 12,80 [D]

 




Das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« ist eine Veranstaltung von Anton G. Leitner Verlag | DAS GEDICHT in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Literaturhaus München. Die Veranstaltung wird vom BR für sein Fernsehprogramm BR-alpha aufgezeichnet (geplante Erstsendung: Samstag, 12. Januar 2013, 22.30 Uhr, Reihe »Denkzeit«, BR-alpha). Hugendubel.de unterstützt das »Internationale Gipfeltreffen der Poesie: 20 Jahre DAS GEDICHT« als Förderpartner.

 

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