»Lockdown-Lyrik 2.0! Quarantäne poetisch ausleuchten – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« ist eine Online-Sammlung von Gedichten, die sich mit der Corona-Krise befassen. Es darf uns weiterhin die Sprache nicht verschlagen! In loser Folge erscheinen neue Episoden der nun von Sabine Schiffner, Anton G. Leitner, Alex Dreppec und Fritz Deppert herausgegebenen Anthologie (Dank an Jan-Eike Hornauer, Mitherausgeber Folge 1-154).
Ludwig Steinherr
Die Tochter streicht alle Türen
Sie hat nichts zu tun
warum also nicht
alle Türen streichen?
Sie streicht die Türen
in gleißendem Götterweiß
Die Wände sind noch immer
grau und rissig
und müde –
Je weißer die Türen werden
umso grauer werden die Wände –
Übermüdet, sehen sie aus
bartschattig
wie die Gesichter von Schichtarbeitern –
Aber die Türen gleißen
Paradiespforten
Engelstore –
Irgendwo muß man anfangen –
und wo
wenn nicht bei den Türen
© 2021 Ludwig Steinherr, München
(Redaktion: Anton G. Leitner)
Lockdown Lyrik 2.0. Wir hatten gehofft, dass es zu keinem zweiten Lockdown mehr kommen würde. Aber jetzt ist er angeordnet, der sog. »Wellenbrecher-Lockdown«. Er beginnt in Deutschland ab Montag, den 2. November 2020 – mit der Aussicht auf triste Herbst- und Wintertage. Grund genug für die Redaktion der Jahresschrift DAS GEDICHT, ihre vieldiskutierte Netz-Anthologie zur Corona-Krise vom Frühjahr 2020 wieder hochzufahren. Möge diese Online-Sammlung zur Pandemie uns allen einmal mehr dabei helfen, tief Luft zu holen und möglichst viele Aspekte der weltweiten Katastrophe mit dem Instrumentarium der Lyrik auszuleuchten, damit wir und unsere Leserinnen und Leser mental nicht unter die zweite Welle geraten!
Sabine Schiffner, Alex Dreppec, Fritz Deppert und Anton G. Leitner
PS: Alle bereits geposteten Folgen von »Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken – etwas ernst zu nehmen heißt nicht, sich davon unterkriegen zu lassen« finden Sie hier. In loser, jedoch zügiger Folge wird die Sammlung erweitert.