Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.
Ganz schlimm. Diese modernen Wörter. Und dieses Technikzeug. Lauter »Glump« (würde der Bayer sagen), das kein Mensch braucht. Es scheint eine ganz natürliche Reaktion des Menschen zu sein, Neues und Fremdes erst einmal abzulehnen. Und wenn nicht, dann zumindest skeptisch zu beurteilen. Vermutlich wittert nicht nur der Bayer in neuen technischen Errungenschaften mögliche Gefahren, die Leib, Leben oder zumindest den eigenen Geldbeutel bedrohen. Als bedrohlich wurde einst die erste Eisenbahn empfunden, die von Nürnberg nach Fürth fuhr. Teufelszeug sei das, hieß es. Ein Mensch könne eine Fahrt schneller als 50 Stundenkilometer sowieso nicht überleben. Der geneigte R8 Fahrer kann heute das Gegenteil beweisen.
Und doch: Auch heute lauern die Bedrohungen an jeder Ecke. Man muss sich davor schützen! In Zeiten des Internets und des globalisierten Technikaustauschs ist das gar nicht mehr so einfach. Überall steckt »ausländisches Zeug« drin. Im Auto, im Waschmittel, im Abendkleid, im Handy. Überhaupt: Handy. Das Wort allein ist schon ein Graus! Und Smartphone ist auch nicht besser. Das Leben hat doch auch funktioniert, als ein Telefon noch eine Schnur besaß und man sich an die Abmachungen halten musste, die man an jenem unbeweglichen Gerät verhandelt hatte. Mal eben per SMS oder WhatsApp absagen, das ging halt einfach nicht. Basta. Man muss doch nicht jeden Trend mitmachen. Wo wären wir denn sonst mit unserer Zivilisation hingekommen…
Vor einiger Zeit am Limes
Zivilisation
wer braucht die schon
sprach der Germane
voller Hohn
zu der Legion
obschon …
so eine Fußbodenheizung
© Melanie Arzenheimer, Eichstätt

»Melanie am Letzten« wird Ihnen von Melanie Arzenheimer präsentiert. Sie wurde 1972 in Eichstätt / Bayern geboren, wo sie heute noch wohnt. Melanie Arzenheimer arbeitet als Chefredakteurin bei der espresso Mediengruppe Ingolstadt, sowie als freiberufliche Hörfunkmoderatorin.
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