Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.
Es hat wieder begonnen. Das Wettrüsten. Immer in der Adventszeit werden die großen Geschütze aufgefahren. Eine einfache Lichterkette reicht längst nicht mehr aus, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Bäume, Balkone, Dächer, Fenster, Garagen, Zäune werden dank LED-Technik derart illuminiert, dass der Passant das Gefühl bekommt, er stünde höchstpersönlich vor dem Himmelstor. Oder einer Landebahn am Münchner Flughafen. Dabei ist es doch nur das Einfamilienhaus von Familie H., die vor und nach der Weihnachtszeit grundsätzlich einen ganz vernünftigen Eindruck macht. Aber im Advent, da brennen sprichwörtlich die Sicherungen durch. Die Vorweihnachtszeit war ursprünglich einmal als besinnliche Fastenzeit (!) gedacht, um sich auf die Ankunft Christi vorzubereiten. Inzwischen ist sie genau das Gegenteil. Gefastet wird nicht vor sondern erst nach Weihnachten, Ruhe und Stille kehren dann wieder ein, wenn die seuchenartige Verbreitung von ach so romantischen Weihnachtsmärkten vom Fortschreiten des Dezembers auf natürliche Weise eingedämmt wird. Oder es passiert ein (Un)Glück:
Polizeibericht
Älterer Herr heute morgen
nach Aufprall auf einen
Tannenbaum verstorben.
Saß unter Alkohol
in seinem Schlitten.
Zügel entglitten.
Fahrzeuglenker Rudolph
noch nicht gestellt.
PS: Weihnachten entfällt.
© Melanie Arzenheimer, Eichstätt
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