Melanie am Letzten – Folge 30: Die Reformation

Es ist ein Wahnsinn, ein Irrsinn und nicht selten ein Blödsinn: So geht es zu im Tollhaus Welt. Der Mensch neigt zu seltsamen Verhaltensweisen, die schockieren, alarmieren oder amüsieren können. Was hilft zu guter Letzt? Die Poesie. Nicht ärgern, stänkern oder meckern, sondern dichten – meint die schwarzhumorige Poetin Melanie Arzenheimer und kommentiert die Deadlines des Lebens jeweils am Monatsende auf DAS GEDICHT blog.

 

Was hat er gleich nochmal erfunden, dieser Martin Luther? Die Pinnwand war es, so munkelt man. Damals in Wittenberg. Aber ihn deshalb ein ganzes Jahr zu feiern? 2017 ist Reformationsjahr. Würde man die Pinnwand feiern, hieße es wohl Pinnjahr oder so. Aber das Anschlagen der 95 Thesen gilt als Beginn der Revolution, die der Mönch Martin Luther ausgelöst hat, weil er sich u.a. gegen den unsäglichen Ablasshandel ausgesprochen hat.

Damals vor 500 Jahren brauchte der Papst jede Menge Geld, um seinen großartigen Petersdom in Rom fertig bauen zu können. Da aber Ebbe in der katholischen Kasse herrschte, verkaufte man den Petersablass. Gegen Geld sicherte sich der gläubige Mensch so das Seelenheil im Jenseits (man konnte übrigens auch bereits verstorbenen Verwandten nachträglich noch diese göttliche Gnade zukommen lassen) und finanzierte damit die Bauprojekte des Papstes. Dieses Finanzierungsmodell hat gut funktioniert (was wären die Erbauer des BER oder der Elbphilharmonie heute froh darüber), aber es brachte jenen Martin Luther derart auf die Palme, dass er sich mit dem Papst anlegte und auch noch dessen Unfehlbarkeit bezweifelte. Das Ergebnis des Streits ist bekannt: aus dem katholischen Mönch wurde ein mit einer Nonne verheirateter Reformator und Europa war auf einmal in Katholiken und Protestanten aufgeteilt. Und weil Religionen sich als Kriegsvorwand hervorragend eignen, schlug man sich schnell gegenseitig die Schädel ein. Trotz des Augsburger Religionsfriedens von 1555, der Luthertum und Katholizismus formal als gleichberechtigt ansah. Und auch nach dem Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen war es nicht selbstverständlich, dass sich beispielsweise ein protestantischer Herr mit einer katholischen Dame vermählte. Schon gar nicht in Bayern.
 

Ö Kuh mene muh, 1971

Katholik
reicht
Protestant
die Hand

Zum ersten
Mal im
Fugger
Land

Allerhand!
 

© Melanie Arzenheimer, Eichstätt

 

Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath
Melanie Arzenheimer. Foto: Volker Derlath

»Melanie am Letzten« wird Ihnen von Melanie Arzenheimer präsentiert. Sie wurde 1972 in Eichstätt / Bayern geboren, wo sie heute noch wohnt. Melanie Arzenheimer arbeitet als Chefredakteurin bei der espresso Mediengruppe Ingolstadt, sowie als freiberufliche Hörfunkmoderatorin.
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Alle bereits erschienenen Folgen von »Melanie am Letzten« finden Sie hier.

Ein Kommentar

  1. Ein kleines Gedicht über den Reformator:

    MARTIN LUTHER

    In Eisleben kam der Mann zur Welt,
    Der Roms Papstkirche in Frage stellt.
    In Thüringen erwarb er sein Wissen,
    Es wurde ihm nicht zum Ruhekissen.

    Wittenberg ist der Name der Stadt,
    Von der aus er die Welt verändert hat.
    Luther war dieser unbeugsame Mann,
    Mit dem ein neues Zeitalter begann.

    Die Heilige Schrift prägte sein Weltbild,
    Die Bibel war ihm Schwert und Schild.
    Aus dem Evangelium nahm er die Kraft,
    Es war ihm Weg zu Gott und Lebenssaft.

    Die legendären Fünfundneunzig Thesen
    Sind für die Menschen Weckruf gewesen.
    Weg von Heiligenkult und Ablasshandel,
    Forderte er den kirchlichen Wandel.

    Weder Päpstliche Bulle noch Reichsacht
    Haben Luther vom Wege abgebracht.
    Vor Fünfhundert Jahren publik gemacht,
    Ist mit den Ideen ein neuer Geist erwacht.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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