Die begleitende Netz-Anthologie zu DAS GEDICHT 24,
zusammengestellt und ediert von Fitzgerald Kusz und Anton G. Leitner
Thomas Hald
kitzbühel, im sommer
wir setzten uns abends auf den balkon
und schauten hinüber zu den bergen
auf der anderen seite des tals. schauten
in den abend hinaus, bis die berge
dunkelten, die scheinwerfer der autos
blitzten durch die bäume. wir sprachen
von damals, als ich noch kind war,
und tranken francescos rotwein, den du
aus ligurien mitgebracht hast. dann
lugte ein voller mond hinter den gipfeln
hervor; irgendwann verschwand er
über dem hausdach. aber wir sprachen
weiter, tranken und schauten hinaus
in die nacht. so lange, bis wir am
schwarzen himmel sternschnuppen sahen.
© Thomas Hald, geboren 1967, lebt in München.
»DAS GEDICHT 24: Der Heimat auf den Versen«,
herausgegeben von Anton G. Leitner und Fitzgerald Kusz