Vom Leder gezogen – zur WM 2014 in Brasilien, Folge 84: »Aus der Reihe ›Verlierer‹ heute: die Seleção«

Die Lyriker-Elf von dasgedichtblog unter Leitung von Jan-Eike Hornauer kommentiert die Fußball-WM am Zuckerhut

 

Hellmuth Opitz

Aus der Reihe »Verlierer« heute: die Seleção

Zu Anfang Zuversicht, die Hymne a capella
gesungen bis hoch hinauf zu der Empore.
Die Deutschen murmeln ihre nur, als ob sie wüssten:
Hymnen schießen keine Tore.

Inbrunst steckt da im Gesang, das ganze Stadion
glaubt fest daran: Wir sind die Guten.
Doch vom Schmettern zum Zerschmettertsein
dauert’s nicht mal 30 Minuten.

Nur Leidenschaft und Emotion, sonst ist da nichts
als Angst und Fußballgott-Beschwören.
Mit kühler Präzision wird das dekonstruiert
von deutschen Fußball-Ingenieuren.

Am Ende weint ein ganzes Land um seine Seleção.
Schmach und Schande, da hilft auch kein Beten.
Sieben Tore haben sie genommen, das heißt:
auch ohne Neymar echte Neymarqualitäten.

 
© Hellmuth Opitz, Bielefeld

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Die WM 2014 in Brasilien ausführlich zu kommentieren, und zwar meinungsstark und ästhetisch anspruchsvoll, substantiell und schnell, mit klarem Fokus auf die Spiele selbst (und unter ihnen freilich besonders die mit deutscher Beteiligung), doch auch Randaspekte und Abwegigkeiten nicht missachtend – das ist das Ziel der Dichtermannschaft von dasgedichtblog um Kapitän Jan-Eike Hornauer, bestehend aus: Michael Hüttenberger, Alex Dreppec, Anton G. Leitner, Hellmuth Opitz, Michael Augustin, Paul-Henri Campbell, Michael Sailer, Franziska Röchter, Melanie Arzenheimer und Matthias Kröner. Alle bereits im Blog geposteten Folgen von »Vom Leder gezogen – zur WM 2014 in Brasilien« finden Sie hier.

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