Weihnachtsgedichte – Folge 35: »rahel weint«

Die begleitende Netz-Anthologie zu
Mach dein erstes Türchen auf! Neue Gedichte zur Weihnacht,
zusammengestellt und ediert von Anton G. Leitner

 

Gabriele Trinckler

rahel weint

ich konnte nicht schlafen übers feld
wehten die schreie einer gebährenden
der wild gewordene schweifstern raste
auf bethlehem zu und mein leiser jakob
lag in unsrer mitte war ja erst wenige
wochen auf der welt und klein wie ein
zeisig als sie kurz vorm untergang des
knöchernen wintermondes an unsere
holztür hämmerten
mach nicht auf
bat ich
meinen mann denn angst engte mir den
brustkorb ein doch das pochen klopfen
poltern wuchs vor wut gebellte befehle
brachen unseren hausfrieden brachten
soldaten mit schartigen schwertern
an mein lager die mir den säugling
entrissen und ihn schlachteten wie
ein lamm im namen des königs
 

© Gabriele Trinckler, geboren 1966, lebt in München.

Weihnachts-Anthologie»Weihnachtsgedichte« im Archiv

Anton G. Leitner (Hrsg.): Mach dein erstes Türchen auf!

Noch mehr Weihnachtsgedichte finden Sie in der Anthologie
»Mach dein erstes Türchen auf! Neue Gedichte zur Weihnacht«,
herausgegeben von Anton G. Leitner

Ein Kommentar

  1. Gutes Gedicht, der flehentlich-drängende Ton gibt sehr gut das unfassbar Grausame des Geschehens wieder.
    All die Kinder, die gestern, heute und morgen in Kriegsgebieten den Tod erleiden, fallen mir dazu ein. Trauer,
    Wut und Ohnmacht bleiben…

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