Gedichte für Kinder – Folge 95: Elf Kindergedichte von Hans Ulrich Hirschfelder

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Der Albatros

Der Albatros, der Albatros,
der mag den Fisch am liebsten kross –
doch ist, wie jeder weiß, auf dem Meer
das Feuermachen ganz schön schwer.

 

Der Bär

Der Bär, der Bär,
der mag die roten Beeren sehr,
doch sind mal giftige darunter,
rumor´n die Därme ganz schön munter.

 

Der Elefant

Der Elefant, der Elefant
ist gegen einen Baum gerannt.
Seitdem tut ihm der Rüssel weh,
er kühlt ihn nun mit sehr viel Schnee.

 

Der Hase

Der Hase, der Hase
hat vom Hoppeln eine Blase.
Drum bleibt er heute nur im Bau –
das ist natürlich ganz schön schlau.

 

Der Gorilla

Der Gorilla, der Gorilla
frisst für sein Leben gern Tortilla.

 

Das Krokodil

Das Krokodil, das Krokodil,
das spricht nicht viel,
und sagt es einmal doch etwas,
dann wird die ganze Gegend nass.

 

Der Leguan

Der Leguan, der Leguan
zieht heute seine besten Sachen an.
Er will zu einer schönen Leguanin,
doch leider fährt da keine Bahn hin.

 

Die Maus

Die Maus, die Maus
träumt lange schon von einem Haus.
Sie baut sich eins aus Legosteinen,
ganz schief und krumm – es ist zum Weinen.

 

Das Nashorn

Das Nashorn, das Nashorn
geht sein Leben lang nach vorn.
Was soll es auch machen?
Ginge es rückwärts, wär´s ja zum Lachen.

 

Der Pinguin

Der Pinguin, der Pinguin
wollt unbedingt mal nach Berlin.
Doch er verpasst seinen Zug in Kassel,
na, das war vielleicht ein Schlamassel.

 

Der Ziegenbock

Der Ziegenbock, der Ziegenbock
trägt heute einen Schottenrock
und spielt auf seinem Dudelsack – o Graus,
da nehmen alle anderen Reißaus.

 

© Andrea Müller

 

Hans Ulrich Hirschfelder wurde in Lehnin in Brandenburg geboren und lebte die meiste Zeit seines Lebens in Berlin. Er war Dichter und Übersetzer und verdiente sein Geld oft mit dem Korrekturlesen von Fernsehzeitschriften und Büchern. Nach langer Krankheit starb er 2006 mit nur 52 Jahren. Dass der Autor je Kindergedichte geschrieben hatte, wurde erst jetzt bei der Sichtung des Nachlasses anlässlich eines geplanten Sammelbandes bekannt, der voraussichtlich im Oktober 2023 bei der edition eY unter dem Titel „Serientäter“ erscheinen wird, herausgegeben von Andrea Müller, Wolfgang Heyder und Uwe-Michael Gutzschhahn.

 

Uwe-Michael Gutzschhahn

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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