Die begleitende Netz-Anthologie zu DAS GEDICHT 22,
zusammengestellt und ediert von Anton G. Leitner und Hellmuth Opitz
Gerhard Rühm
ehering und fingerhut
am finger strahlt voll übermut
ein frischgebackner ehering.
am nähtisch ruht ein fingerhut,
der gern an einem finger hing.
»was bist du doch ein unnütz ding!
wer näht heut noch mit fingerhut?
bei altem zeug ruhst du gering –
doch ich: juwel der liebesglut!«
»noch fällst du auf, weil ungewohnt;
gewohnt, kein blick sich fürder lohnt.
und geht die ehe dann zu bruch,
versteckt man dich im taschentuch!«
© Gerhard Rühm, Wien