Allen unseren Leserinnen und Lesern sowie den Autorinnen und Autoren unserer Zeitschrift DAS GEDICHT und von DAS GEDICHT blog wünsche ich – auch im Namen meiner Mitherausgeber und des gesamten Redaktionsteams – ein Weihnachtsfest mit vielen poetischen Momenten und ein gesundes, glückliches, vor allem friedliches neues Jahr 2019.
An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz besonders herzlich bei all jenen bedanken, die mir in den Tagen schwerer Krankheit in diesem Jahr beigestanden haben und mir mit Rat und Tat geholfen haben, wieder gesund zu werden. Mit den verlorenen 22 kg Körpergewicht lebt es sich buchstäblich leichter, auch wenn es sicherlich angenehmere Methoden gibt, abzunehmen. Ein besonderer Dank gebührt meiner Frau und Hausärztin Felizitas und allen weiteren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, meinen Eltern Ingrid und Anton Leitner, meiner Mitarbeiterin Gabriele Trinckler, unserem GEDICHT-Team und einer ganzen Reihe von alten wie neuen Freundinnen und Freunden, sowie etlichen Poetinnen und Poeten und vielen Leserinnen und Lesern, die mich nach Kräften unterstützten. Eure Solidarität war mein persönliches Wunder im Jahr 2018 und die Wertschätzung meiner künstlerischen und editorischen Arbeit durch Euch hat mich ermutigt und zugleich ermuntert, mich so viel zu bewegen wie selten zuvor in meinem Leben. Und so habe ich eine körperliche Kondition zurückgewonnen, wie ich sie zuletzt als junger Hüpfer hatte, und ich hätte wirklich nicht gedacht, wie viel Vergnügen es macht, regelmäßig meine Poetenstube zu verlassen und zu schwimmen, zu wandern, so oft es nur geht. Häufig bin ich jetzt auch noch spät nachts unterwegs, weil mir jede Menge Arbeit liegen geblieben ist, und ich nicht früher aufbrechen kann, aber gerade diese einsamen Nachtwanderungen, bei denen ich niemandem begegne, bieten eine gute Gelegenheit, um den Stoff für neue Gedichte gedanklich vor- und aufzubereiten.
Dass ausgerechnet im Jahr 2018, in dem ich krankheitsbedingt monatelang ausgefallen bin, meine Gedichte so viel übersetzt wurden wie selten zuvor, u. a. ins Arabische, Kroatische, Englische und Französische, und dass erst vor kurzem, im November, ein stattlicher Auswahlband meiner Gedichte aus 35 Jahren in englischer Sprache („Selected Poems 1981–2015“) bei SurVision Books in Dublin erschien, ist ein sehr beglückendes Gefühl, das ich insbesondere dem Engagement meiner Übersetzer Richard Dove, Paul-Henri Campbell sowie Yulia Kudravitskaya und Anatoly Kudryavitsky zu verdanken habe – letzterer ist auch mein Verleger für den englischen Sprachraum.
Im Anschluss an diese Zeilen finden Sie eines meiner Lieblingsgedichte des Wiener-Poesie-Urgesteins Manfred Chobot, das er für DAS GEDICHT bzw. meine Reclam-Anthologie „Mach Dein erstes Türchen auf!“ verfasst hat. Und eines meiner eigenen Weihnachtsgedichte habe ich aus den „Selected Poems“ ausgekoppelt, um es Ihnen auf diese Weise zugänglich zu machen.
Bleiben Sie der Poesie und uns gewogen.
Alles Gute, toi, toi, toi,
auf ein neues Lyrikjahr,
bis bald einmal wieder,
Ihr Anton G. Leitner
advent
du – sagt der neuankommende
zu seiner ehefrau auf
arabisch urdu oder dari
advent bei den christen
habe ich mir anders vorgestellt
sein junge liegt auf dem kalten
boden und weint auf
arabisch urdu oder dari
also nimmt ihn der vater in
seine arme zum liebkosen
du – erwidert die ehefrau
auf arabisch urdu oder dari
mich verwundert dass die frauen
hier befürchten von dir
vergewaltigt zu werden
du – mach dir keine sorgen um mich
entgegnet der ehemann
auf arabisch urdu oder dari
ich bete inständig dass dir
in diesem land niemand leid zufügt
© Manfred Chobot, Wien
aus:
Mach dein erstes Türchen auf!
Neue Gedichte zur Weihnacht.
Herausgegeben von Anton G. Leitner,
Philipp Reclam junior, Stuttgart 2016
Christmastide
I.
History,
In the night
Of his birth,
Does not take another
Retrograde step. Some
Found their
Dream illumined
By electric
Light.
Then the candles
Burned
To the rhythm of the
Programmed
Timer
And no honey
Dripped
From Jesse’s
Tree.
II.
Once a year
The moon turns two
Benevolent blind
Eyes, bestowing
Its light upon
A star.
Three men
Find the road
To the end
Of the night. No
Smoke can
Deceive them.
Their gift
Is a cross
Which grows
With the child.
One for all
And all
Against him.
How it ends,
We all know.
© Anton G. Leitner, Weßling
Translated from the German by Richard Dove
Translations © Richard Dove, Munich
aus
Anton G. Leitner:
Selectes Poems 1981–2015
SurVision Books, Dublin 2018