Gedichte für Kinder – Folge 82: Sieben Kindergedichte von Christa Zeuch

Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Der Allerbeste

Mein Freund, der allerbeste,
frisst heimlich meine Reste.
Ich mag nicht gerne Fisch,
der landet unterm Tisch
als Hundeleckerbissen.
Doch Mama darf’s nicht wissen,
die wäre sonst entsetzt.
Bob hat noch nie gepetzt.

 

Igel

Auf den Igelstacheln stecken
Stachelbeeren und zwei Schnecken:
Abendessen für die Kleinen,
die ganz hungrig sind und weinen.

Alle werden toll bemuttert,
aber jetzt genug gefuttert!
Hinterm Stapel alter Bretter
liegt ein Haufen trockner Blätter.

Darin schlafen sie bis morgen
kuschelwarm und wohl geborgen.
Leise hört man sie noch quieken,
weil sie sich aus Spaß noch pieken.

 

Frosch

Frosch hatte einen Frosch im Hals,
oh weh.
Er trank Salbei und etwas Malz
im Tee.
Er übte etwa siebzigmal
pro Tag
geduldig unter großer Qual
sein Quak.
Doch alles, was er hören ließ,
war Quiiiek!
Worauf er nur noch Trübsal blies
und schwieg …

 

Bär

Der Bär entdeckt am Wegesrand
ein kleines Gelb im feuchten Sand.

Als er das Gelb vors Auge hebt,
ist’s eine süße Sie, die klebt!

Der Bär sowie das Gummibärchen
sind schnurstracks ein verliebtes Pärchen.

Ahnt ihr der Sache bösen Kern?
Bär hat das Gelb zum Fressen gern …

 

Lachmöwe

Die Möwe lacht und lacht und lacht
den ganzen Tag, die halbe Nacht.
Sie ist halt eine Frohnatur
und lacht aus Frohsinn. Doch nicht nur.

Sie lacht auch, wenn der Hai voll List
die Robbe jagt und fängt und frisst.
Doch kann sie nichts für die Manier,
es steckt so drin in diesem Tier.

Ihr Schnabel bleibt nicht lange leer,
fliegt sie zum Fischfang übers Meer.
Dann lacht die Möwe nicht gleich los –
mit vollem Schnabel gluckst sie bloß.

 

Jagdhund

Wie der wetzt,
Hase hetzt,
immer mehr
kreuz und quer!

Jäger flitzt
ganz verschwitzt
mit Gewehr
hinterher!

Hund bleibt stehn:
Nix zu sehn,
Hase weg
im Versteck.

Hund guckt dumm,
Hund kehrt um,
kläfft jetzt an
Jägersmann.

Jäger wetzt
ganz entsetzt
in sein Haus.

Story aus.

 

Rabe

Die Raben, die Raben,
die wollen Schuhe haben.
Ganz kalt sind ihre Zehen
vom vielen Barfußgehen.

Doch krähen sie: Rab, rab,
wir wollen Schuhe haben!,
dann schrein die Leut: Haut ab,
wir wollen Ruhe haben!

 

© Christa Zeuch

 

Christa Zeuch sagt: Alles fing damit an, dass dem jungen Lektor Uwe-Michael G. 1984 ihr eingereichtes Manuskript gefiel. Daraus wurde ihr erstes erzählendes Kinderbuch. Dass Geschichten-, Lieder- und Gedichte-Erfinden 35 Jahre lang ihr Hauptberuf werden würde, der sie mit unzähligen Leseveranstaltungen in fast alle Bundesländer, die Schweiz und Österreich führte, ahnte sie damals nicht. Seither zählt ihr Werk mehr als 60 Titel für Kinder und Jugendliche. Ursprünglich arbeitete sie musikalisch mit Kindern, verfasste darüber das große erzählende Musik-Sachbuch “Lisa, Lolle, Lachmusik – eine musikalische Entdeckungsreise.” In Ermangelung geeigneter Themengedichte und -lieder erfand sie gereimte Texte, wurde zur Liedermacherin und Komponistin. Dass Gedichte sie faszinierten, begann früh. Kaum konnte sie lesen und alle Buchstaben zu Papier bringen, erfand sie die ersten Zweizeiler. Warum, wieso, weshalb? Ganz sicher, weil Musik in Reimen steckt, sich Gereimtes wunderbar rhythmisch sprechen oder singen lässt. Später kam es vor, dass sie aus purer Lust manche Hausaufgaben in Reimen ablieferte, wofür sie nicht selten Kopfschütteln erntete. Es steckte in ihr drin, wie sie heute sagt, sie konnte nichts dafür. Und so finden sich immer wieder Gedichte, Mitmachreime, Liedtexte in ihren Werken, in Lesebüchern und Kinderzeitschriften. Christa Zeuch lebt heute in dem Ort Windeby bei Eckernförde in Schleswig-Holstein.

 

Uwe-Michael Gutzschhahn

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath
Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982), »Der Alltag des Fortschritts« (1996) und »Die Muße der Mäuse« (2018). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her«, im Frühjahr 2018 die Anthologie »Sieben Ziegen fliegen durch die Nacht« bei dtv Junior, die aus der Reihe »Gedichte für Kinder« hervorgegangen ist.

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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